Kraft provoziert Verleger

NETZ Ministerpräsidentin fordert größeres Internetangebot von ARD und ZDF

NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) dringt auf einen spürbaren Ausbau der Internetangebote des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. „Die künftigen Beitragszahler sollen das öffentlich-rechtliche Angebot jederzeit und überall auf stationären und mobilen Endgeräten abrufen können“, sagte Kraft am Montag in einer medienpolitischen Grundsatzrede bei der Eröffnung des Medienforum.NRW in Köln. „Es ist nicht einleuchtend, dass viele dieser Angebote nach sieben Tagen aus dem Netz genommen werden müssen.“ Die Kosten für die Nutzer sollten nicht steigen.

„Wir werden im Länderkreis eine Initiative ergreifen, mit der die Telemedienangebote von ARD und ZDF neben Hörfunk und Fernsehen gestärkt werden“, erklärte Kraft. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk habe immer mehr Schwierigkeiten, junges Publikum für Fernsehen und Radio zu gewinnen, und müsse deshalb auf das Internet setzen. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk habe nicht nur eine Bestandsgarantie, sondern auch eine Entwicklungsgarantie. Mit ihrem Vorstoß schnitt Kraft ein umstrittenes Thema an. Die öffentlich-rechtlichen Sender liefern sich seit einem Jahr einen Streit mit Zeitungsverlegern über die „Tagesschau“-App, ein Internetangebot für Smartphones und Tablet-Computer. Acht Zeitungsverlage hatten im Juni 2011 gegen ARD und NDR Klage eingereicht. Sie sehen in der kostenlosen „Tagesschau-App“ eine zu „textlastige“ Berichterstattung und beklagen einen unfairen Wettbewerb durch die gebührenfinanzierten Angebote. Kraft rief dazu auf, sich friedlich zu einigen.

Der Vorsitzende des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger, Helmut Heinen, warf den öffentlich-rechtlichen Sendern eine Verzögerungstaktik vor. Interessierte wollten den „Prozess schüren“. (dapd)