Mensch Merkel zieht immer

NEU Ist das der Beginn einer wunderbaren Freundschaft? Die „Bild“ druckt die „SZ“ nach

Nanu? Womit die Bild in ihrer Samstagausgabe auf prominenter Seite zwei aufmachte, war ein alter Hut: Bereits am Vortag erschienen unter dem Motto „Auf ein Wort, Frau Merkel“ im SZ-Magazin als Titelgeschichte 37 Fragen von Promis an den „Menschen Merkel“. „Wir würden sie gern besser kennenlernen, schließlich will sie nächstes Jahr auch wieder zur Kanzlerin gewählt werden“, hieß es in der Anmoderation. Die Bild hatte am nächsten Tag 13 der 37 Fragen, etwa die von Daniela Katzenberger und Boris Becker, samt Antworten eins zu eins wiedergegeben.

Die besten Auszüge also bezüglich des „Menschen Merkel“ für Bild-Leser. Wie kam es zu dieser neuen Art der Kooperation zwischen SZ und Bild? Bisher nutzte das Boulevardblatt lediglich Synergien mit Magazinen wie dem Playboy, bei denen Bild schon vorab zeigt, wer sich alles nackig macht. Soll jetzt also der Bild-Leser – wenig wahrscheinlich – zum SZ-Leser gemacht werden? Von Synergien könne nicht die Rede sein, sagt Timm Klotzek, Chefredakteur des SZ-Magazins. Es sei nicht das erste Mal, dass eine Zeitung fragt, ob sie einen Text des Magazins nachdrucken dürfe, und diesmal war es eben Bild. Wichtig war Klotzek, dass sowohl die prominenten Fragesteller als auch Angela Merkel damit einverstanden sind. Ottfried Fischer etwa, der seit Jahren mit Bild im Clinch liege, könnte es widerstreben, dort zitiert zu werden, so Klotzek. „Wenn aber beide Seiten einverstanden sind, warum sollte ich mich querstellen? Zitieren darf uns die Bild-Zeitung sowieso.“ Erstaunlicher ist dagegen die Motivation der Bild. Denn Merkels Antworten waren reine PR, der Bild-Aufmacher auf Seite zwei wurde folglich zu einer Mischung aus inhaltlichem Nichts und Wiederholung. Was der/die LeserIn daran finden soll? Ein Sprecher von Bild war vor Redaktionsschluss leider nicht zu erreichen. BARBARA OPITZ