„Ehrgeizige Ziele“

ENERGIENETZE Nach dem Volksentscheid beginnt jetzt der öffentliche Hamburger Wärmedialog

51, Geschäftsführer der Genossenschaft Energienetz Hamburg eG und Mitglied der SPD. Foto: Energienetz Hamburg

taz: Herr Ederhof, was ist der Hamburger Wärmedialog?

Matthias Ederhof: Damit greifen wir zum einen das Angebot der regierenden SPD-Fraktion zu einer echten Bürgerbeteiligung auf. Zudem nehmen wir den Teil der Energiepolitik in den Fokus, der am meisten zu einer klimaverträglichen Energiepolitik beitragen kann, nämlich die Fernwärmeversorgung Hamburgs.

Es geht Ihnen um die Umsetzung des Volksentscheides über die Versorgungsnetze?

Ja. Der fordert eine sozial gerechte und klimaverträgliche Energieversorgung und den Ausbau erneuerbarer Energien. In der Fernwärme, wie Vattenfall sie jetzt noch produziert, ist ein Brennstoffanteil von 75 Prozent aus Kohlekraft – das hat mit erneuerbaren Energien nichts zu tun. Das müssen wir ändern.

Trauen Sie das SPD-Bürgermeister Olaf Scholz nicht zu?

Doch. Aber wir können uns als ehemalige Umwelthauptstadt noch ehrgeizigere Ziele bei der Klimaverträglichkeit setzen und eine stärkere Beteiligung der Bürger ermöglichen.

Sie wollen mit dem Wärmedialog also die Regierenden ermuntern?

Nicht nur ermuntern, wir wollen auch Mitwirkungs- und Lösungsangebote unterbreiten. Viele gute Leute haben viele gute Ideen, darüber sollten wir uns austauschen. Aber die Klimaschutzziele des Senats könnten in der Tat noch ambitionierter ausfallen, das stimmt schon.

Wie ambitioniert hätten Sie es denn gerne?

Wir reden hier über grundsätzliche Weichenstellungen für die nächsten 30 oder 40 Jahre. Ob zum Beispiel das Kohlekraftwerk Wedel durch ein Gaskraftwerk ersetzt werden soll, ist nicht nur eine Investitionsentscheidung über Hunderte von Millionen Euro, sondern auch eine energiepolitische Festlegung für Jahrzehnte. Da muss man sich schon die Frage stellen, wenn man als Stadt nach der Rekommunalisierung das übernimmt, was die beste und was die zweitbeste Lösung in Sinne des Gemeinwohls und nachfolgender Generationen ist und nicht im Sinne des bisherigen Betreiberunternehmens.

Und das wollen Sie als Bürgergenossenschaft befördern?

Ja.

Bürger für den Bürgermeister?

Da kann er ja nichts gegen haben.

INTERVIEW: SMV

Erster Hamburger Wärmedialog mit Matthias Ederhof, Andreas Dressel (SPD-Fraktionschef in der Bürgerschaft), Kerstin Lueckow (BI Kein Mega-Kraftwerk Wedel), Christian Wystub (Betriebsrat Vattenfall): 19 Uhr, Staats- und Universitätsbibliothek, Eintritt frei