OECD plant Sanktionen gegen die „Süddeutsche Zeitung“

MEDIEN Weil das Blatt vorab über die Pisa-Ergebnisse berichtete, droht der Ausschluss von Vorabinfos

MÜNCHEN taz | Um 11 Uhr sollte es so weit sein. Da wollte die OECD am Dienstag die lang erwarteten Ergebnisse ihrer internationalen Schülerstudie Pisa von 2009 bekannt geben, beschützt von einer strengen, weltweiten Sperrfrist. Doch als die OECD ihr Veröffentlichungsverbot lüftete, waren die Ergebnisse in Deutschland schon seit Stunden bekannt. Veröffentlicht in der Dienstagsausgabe der Süddeutschen Zeitung. Was auf den ersten Blick wirkt wie eine investigative Meisterleistung, beschert der SZ nun Ärger.

Wie ein Vertreter der OECD der taz bestätigt, plant die Organisation Sanktionen gegen die SZ. Für den Bruch der Sperrfrist will die OECD das Blatt für sechs Monate von allen Vorabinformationen ausschließen.

Bereits am Montag, einen Tag vor der offiziellen Veröffentlichung, schickte die OECD vorab die Pisa-Ergebnisse an zahlreiche Redaktionen. Fast alle Medien warteten wie vereinbart auf das Ende der Sperrfrist. Nur die SZ druckte die Ergebnisse vorab.

„Wir geben über unsere Quellen keine Auskunft“, sagt der verantwortliche SZ-Bildungsredakteur Tanjev Schultz. Er verweist darauf, dass die SZ bereits in ihrer Montagsausgabe, vor der Vorabinformation durch die OECD, über erste Pisa-Ergebnisse berichtet hatte. Die OECD sieht im SZ-Bericht vom Dienstag dennoch eine Verletzung ihrer Sperrfrist.

Bereits in der Vergangenheit hatte die OECD empfindlich auf vorab an die Öffentlichkeit gesickerte Pisa-Ergebnisse reagiert. Als 2007 die spanische Lehrerzeitschrift Magniset verfrüht eine Tabelle mit Pisa-Resultaten druckte und der deutsche OECD-Koordinator Andreas Schleicher die Ergebnisse vor Ende der Sperrfrist kommentierte, bestrafte die OECD ihre Mitglieder Spanien und Deutschland mit einem mehrmonatigen Ausschluss von Pisa-Vorabinformationen. BERNHARD HÜBNER