Kommentar Islands Krisenbericht: Asche auf unsere Häupter

Die Isländer machen mit ihrem gerade vorgestellten, mehr als 2.000 Seiten dicken parlamentarischen Untersuchungsbericht vor, was transparente Demokratie sein kann.

Mit der Demokratie und den machthabenden Politikern ist es wie mit der Asche und den Flugzeugen: Es wird gern etwas vernebelt und damit lahmgelegt. Ein Kommentar zu Island - das geht derzeit doch gar nicht ohne Vulkan. Und das ist ärgerlich, weil es den Blick verwehrt auf etwas, was für Europa auf lange Sicht hin weitaus wichtiger sein kann als einige Tage verhinderter Flugverkehr. Die Isländer machen mit ihrem gerade vorgestellten, mehr als 2.000 Seiten dicken parlamentarischen Untersuchungsbericht vor, was transparente Demokratie sein kann.

In allgemein verständlicher Sprache, erhellenden Schaubildern und Statistiken listet dieser Bericht die Vergehen der Politikelite in der Finanzkrise auf - und das so fundiert und ausgewogen, dass sich bislang keiner recht traute, das dort Dargelegte anzuzweifeln. Schonungslos wird den prominentesten Politikern Islands ihre Unfähigkeit nachgewiesen. Und das durchaus fair. Denn zwölf der Personen, die im Bericht vorkommen, durften vorab ihre Sicht der Dinge erläutern. Oft entlarvten sie sich damit jedoch erst recht. Ein ganzes Volk kann sich nun tage-, ja wochenlang mit dieser Geschichte auseinandersetzen. So wird Politikaufklärung zum Bestseller. Überdies ist der Bericht auch ein Spiegel der isländischen Gesellschaft.

Noch schweigen die Hauptangeklagten. Doch von den Mitverantwortlichen, sozusagen aus der zweiten Reihe kommen die ersten Rücktritte. Weitere übernimmt ein Parlamentsausschuss. Und die Schuldigen im Bankenwesen werden auch nicht vergessen. Um die kümmert sich ein Sonderermittler.

Das ist Demokratie, so wie man sie sich mal erträumt hat. Und vielleicht ist all die Asche aus Island auch nur ein Zeichen der begonnenen Buße.

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