JÜRGEN GOTTSCHLICH ZUM VORGEHEN DES TÜRKISCHEN GEHEIMDIENSTS IN SYRIEN
: Ein zynisches Spiel

Noch immer versorgt der türkische Geheimdienst die Al-Nusra-Front mit Waffen

Ende November soll endlich die lange geplante Syrienkonferenz stattfinden. Russen und Amerikaner wollen ihre jeweiligen Klienten zu einem Kompromiss zwingen, mit dem wenigstens die Auseinandersetzungen beendet werden können, bevor man dann über die Zukunft Syriens verhandeln kann.

Aber es sieht nicht gut aus für das sogenannte Genf II. Assad, der zunächst Bereitschaft signalisiert hatte, hochrangige Vertreter zu schicken, sendet seit Tagen wieder andere Signale. Er wähnt sich militärisch im Vorteil und will sich sogar 2014 nochmals zum Präsidenten wählen lassen. Die Anti-Assad-Kräfte indes sind mittlerweile völlig zersplittert, und die auf dem Vormarsch befindlichen Hardcore-Islamisten denken gar nicht daran, amerikanischen Plänen zu folgen.

In dieser Situation wäre es für Obama wichtig, dass die türkische Regierung ihren Einfluss auf die syrische Opposition geltend macht und dafür sorgt, dass eine ernst zu nehmende Delegation nach Genf fährt. Aber die Türkei verfolgt andere Pläne. Sie will nicht mit Assad reden und unterstützt lieber den von ihr protegierten Teil der Opposition in seinem Widerstand gegen Genf. Schlimmer noch, im Gegensatz zu seinen Beteuerungen, die mit al-Qaida liierten Islamisten nicht mehr zu unterstützen, sorgt der türkische Geheimdienst nach Erkenntnissen der USA dafür, dass die Al-Nusra-Front und andere weiter mit Waffen und Nachschub versorgt werden.

Der türkische Ministerpräsident Erdogan ruiniert damit nicht nur sein Verhältnis zu den USA, er riskiert auch den Friedensprozess mit den Kurden im eigenen Land. Denn die islamischen Fundis bekämpfen in Syrien vor allem die dort vorwiegend im Norden lebenden Kurden. Erdogan hofft so, eine kurdische autonome Zone in Syrien verhindern zu können – ein zynisches Spiel mit dem Feuer.

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