Polizei war informiert

RECHTSROCK In Delmenhorst suchten Zivilpolizisten bereits am Samstag den Auftrittsort von „Kategorie C“. Ein Punker wurde nach dem Konzert schwer verletzt. Der Wirt sagt einen weiteren Auftritt der Band ab

Auf Grund „kurzfristiger Erkenntnisse“ waren „zivile Einsatz-kräfte“ unterwegs

Bereits vor dem Konzert am vergangenen Samstag hat die Polizei Delmenhorst für den Abend mit einem Auftritt von „Kategorie C“ gerechnet. Am Dienstag hatte die Polizei noch angegeben, erst im Nachhinein durch ein Internet-Video von dem Konzert erfahren zu haben. Nach dem Auftritt der rechten Hooligan-Band am 21. Januar in der Kleinstadt in der Nähe von Bremen war ein Punker vermutlich von Konzert-Besuchern schwer am Kopf verletzt worden (taz berichtete).

Mittlerweile teilte die Polizei mit, auf Grund „kurzfristiger Erkenntnisse“ seien „zusätzlich zivile Einsatzkräfte“ in der Stadt unterwegs gewesen. Doch „weder durch die im Stadtgebiet gesammelten Erkenntnisse, noch durch Zeugenaussagen“ habe der Ort des Konzerts ausfindig gemacht werden können. Die Polizei bestätigte, dass ein 21-Jähriger in der Nacht schwere Kopfverletzungen erlitt. Am Donnerstag durchsuchte sie die Kneipe „Die Szene“, in der das Konzert stattfand, um Beweise zu sichern. Die Punker sollen von Kneipen-Besuchern mit Baseball-Schlägern attackiert worden sein.

Der Kneipen-Besitzer, Peter Piskalla, sagte zur taz, dass die Polizei nicht erst in der Nacht das erste Mal vor der Tür stand: „Bereits gegen 22 Uhr ist sie dagewesen, weil Anwohner sich über Ruhestörung beschwert hatten.“ Die Veranstaltung sei ein Fehler gewesen. Ein weiteres Konzert, das für den 4. Februar geplant war, will er absagen. Die Musik der Band „Kategorie C“ höre er selbst. Dass die der rechten Szene nahestehe, davon wisse er nichts. „Ich habe in den ganzen Texten noch keine rechtsextremen Äußerungen gehört.“ Mit Neonazis habe er nichts zu tun und auch der Rockerszene gehöre er nicht mehr an: „Ich war Mitglied der Red Devils, bin es aber nicht mehr.“ Von der Verletzung des Punkers will er nichts mitbekommen haben. Er stellt den Vorfall anders dar: Eine Gruppe von Punkern habe mit einem Messer vor der Tür gestanden. Er selbst habe die Polizei gerufen. Die jedoch hatte gegenüber der taz angegeben, wegen „verbaler Streitigkeiten“ angerückt zu sein und von einem Messer nichts erwähnt. Für eine Rückfrage war die Polizei Delmenhorst den ganzen Tag über nicht zu erreichen.

In sozialen Netzwerken bestreiten auch vermeintliche Konzert-Besucher die Auseinandersetzung. „Selbst schuld“ seien jedoch die Punker, wenn sie zwei Mal dort auftauchten. Bei einem „Kategorie C“-Konzert hätten „Zecken nicht vorbeizulaufen“, so zwei der Kommentare. Videos, auf denen viele Besucher des Konzerts vom Samstag zu sehen sind, haben die Fans mittlerweile aus dem Internet entfernt. KIS