„Sie haben keine Angst mehr“

REVOLUTION Eine Ägypterin berichtet von den Mühen der Ebene im andauernden Freiheitskampf

■ 28, Diplom-Ingenieurin für Medizintechnik, hat die Revolution als Augenzeugin erlebt Foto: Deutsche Welle

taz: Frau Hassan, was ist in Ägypten besser geworden, seit Mubarak weg ist?

Fatma Hassan: Die Leute haben kein Angst mehr von den Beamten. Sie wehren sie sich.

Dann war die Revolution erfolgreich?

Das ist sie erst dann, wenn wenn es Frieden und Gerechtigkeit gibt. Dazu gehört, dass die Verantwortlichen für all die Massaker in der Vergangenheit bestraft werden. Dass der jahrzehntelange Ausnahmezustand aufgehoben und Teile der Verfassung geändert wurden, heißt gar nichts.

Gibt es auch Dinge, die früher besser waren?

Die Sicherheitslage ist viel schlechter geworden, die Kriminalität blüht auf. Ich habe den Eindruck, dass dies absichtlich zugelassen wurde, als Rache des Regimes an den Demonstranten: Ihr wolltet uns nicht, jetzt sollt Ihr mal sehen, was Ihr davon habt.

Viele fürchten, die Revolution verhelfe letztlich den Islamisten zur Macht.

Die Jugend in Ägypten geht sehr weltoffen mit vielen Dingen um. Die Moslembrüder könnten sich dagegen gar nicht durchsetzen. In Ägypten gibt es viel Tourismus, die Lage ist völlig anders als im Iran – dort gibt es gar keinen Fremdenverkehr. Man darf in Ägypten feiern und trinken, das ist nicht einzudämmen.

Das Militär greift Demonstranten brutal an, es gibt Tote. Wie wird es weitergehen?

Ich hoffe, dass die Dinge verlaufen werden wie in Tunesien. Ob das geschieht, ist unklar. Die Lage ist nicht sehr transparent.

 Interview: Christian Jakob

„Wird der arabische Frühling wieder zum Winter?“, Ägyptisches Buffet und Vortrag beim „Kulturdinner“, paradox, Bernhardstr., 20 Uhr