Homophobie ist heilbar

DISKRIMINIERUNG Ein Aktionsplan soll helfen, feindliche Einstellungen gegen lesbische, schwule, bi und transsexuelle Menschen zu überwinden. Studien zufolge bedürfen zumal Lehrkräfte oft der Schulung

Über die Finanzierung entscheidet die Bürgerschaft erst in der nächsten Legislaturperiode

Ein neuer Landesaktionsplan gegen Homo, Trans und Interphobie, der vergangene Woche vom Senat vorgestellt wurde, soll die Situation von lesbischen, schwulen, bisexuellen, trans und intergeschlechtlichen Menschen (LSBTI) in Bremen verbessern.

Wie groß der Handlungsbedarf ist, zeigt die im Bericht geschilderte Situation in Schulen. Laut einer Berliner Studie von 2012 lachten 25 Prozent der Lehrkräfte, als Witze über Homosexuelle gemacht wurden. Die gleiche Studie stellt fest, dass SchülerInnen sich umso diskriminierender verhalten, je häufiger sich deren KlassenlehrerIn abwertend gegenüber LSBTI äußert. Auch sei ein diskriminierungsfreier Unterricht mit den vorhandenen Schulmedien nicht möglich, da die Lebensrealitäten von LSBTI-Kindern und Jugendlichen in ihnen nicht berücksichtigt werden.

Im Januar 2014 hatte die Bürgerschaft den Senat dazu aufgefordert, „einen umsetzungs und maßnahmeorientierten Aktionsplan Homophobie unter breiter Beteiligung zu erarbeiten“. Der im März von der Bürgerschaft beschlossene Plan wurde vom schwul-lesbischen Zentrum „Rat und Tat“ in Zusammenarbeit mit sieben Senatoren, der Senatskanzlei sowie dem Magistrat der Stadt Bremerhaven entwickelt.

Die vier ermittelten Handlungsfelder – Lebensphasen, Vielfalt der Lebenshintergründe, Lebenswelten und Antidiskriminierung – könne man auf Landesebene bewegen, so Bernd Schneider, der Sprecher der Sozialsenatorin. Die Durchführung der Maßnahmen solle meist in den nächsten Jahren erfolgen.

Über die Finanzierung entscheidet die Bürgerschaft allerdings erst in der nächsten Legislaturperiode.

Einige Maßnahmen seien bereits realisiert worden, so Caro Schulze vom „Rat und Tat“-Zentrum. Der Verein biete Fachveranstaltungen für ErzieherInnen zum Thema Regenbogenfamilien an und arbeite mit Altenheimen zusammen. Außerdem habe das Zentrum einen Medienkoffer für Kindertagesstätten erstellt, der die Vielfalt von Familien abbildet. Neben Regenbogen und Patchworkfamilien seien dort auch Migrationshintergrund und Behinderung Themen. „Die Kinder sollen sich in den Büchern wiederfinden können“, erklärt Schulze. Der Koffer soll an verschiedenen Stellen in Bremen platziert werden, damit Kitas ihn dann ausleihen können.

Vergleichbare Aktionspläne gibt es außer in Bremen bereits in Berlin, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz. Fünf weitere Bundesländer bereiten Pläne vor.  JÖRDIS FRÜCHTENICHT