Allah in love

„So Gott will“ finden immer mehr Muslime ihre Partner im Internet. Hier gibt es auch Tipps für Unerfahrene

Islam und Liebe: Wer an diese Kombination denkt, dem schießen Bilder von Zwangsehen durch den Kopf. Von Männern, die ihre Frauen erst am Hochzeitstag zum ersten Mal sehen. Klischees, die so nicht immer stimmen. Denn es gibt auch zahlreiche Muslime, die sich ihre Partner allein suchen und für die das Internet der Kuppler des 21. Jahrhunderts ist. Doch während in England und den USA Onlinepartnerbörsen für Muslime der Normalität angehören, sind sie hier noch kaum verbreitet.

Eine der ältesten deutschsprachigen, islamischen Singlebörsen ist das Portal www.muslim-heirat.de, welches zu dem umstrittenen Forum muslimmarkt.de gehört. Es ist eine lieblos gestaltete Seite, kostenlos in der Benutzung, ohne Bilder der Suchenden, mit scheinbar dahingeworfenen Anzeigen und mit konservativen Ratschlägen gespickt. So wird den „deutschen, österreichischen und schweizerischen Schwestern“ geraten, bei der ersten Heirat unbedingt auf das Einverständnis des Vaters zu achten, damit der „Bewerber eine zusätzliche „Hürde“ zu überwinden“ hat und so „ die Unerfahrenheit einer noch nicht verheiratet gewesenen Frau weniger ausnutzen“ kann.

Etwas ansprechender ist die Seite des ersten islamischen Heiratsinstituts, die 2005 von einem Münchner* gegründet wurde. Er selbst war auf der Suche nach einer passenden Lebenspartnerin, entdeckte so die Marktlücke und gründete www.islamisches-heiratsinstitut.de. Er vermittelt ausschließlich Personen, die dem Islam angehören. Frauen und Männer zahlen eine Bearbeitungsgebühr von 4,99 Euro im Monat und bekommen dafür entsprechende Vorschläge.

Die momentan attraktivste Plattform für islamische Singles ist www.muslimlife.eu. Die Aufmachung ist modern, es gibt Bilder der Singles, hier beantworten die Suchenden genau ihren religiösen Alltag: So schreibt „Akademiker“, dass er fünfmal täglich betet, fastet, den Koran liest und „so Gott will“ als Nächstes eine Pilgerfahrt antritt. Eine Frau bedankt sich im Chat: „Allah soll euch für diesen Dienst belohnen. Auf Muslimlife haben ich einen geeigneten Partner gefunden. Wir werden euch zu unserer Hochzeit inschallah einladen.“

„Unser Ziel ist es, die Suche nach einem Ehepartner auf die Bedürfnisse der in Europa lebenden Muslime anzupassen und zu erleichtern“ erklärt Kadir Yücel, der die Singlebörse 2007 mit zwei Freunden gründete. Täglich klicken etwa 3.000 Interessenten auf die Seite und es werden immer mehr, deswegen soll die Datenbank demnächst kostenpflichtig werden. Ein Vorhaben, dass sich lohnen könnte. Denn längst handelt es sich bei den suchenden Muslimen nicht mehr um eine Minderheit in der Minderheit. CIGDEM AKYOL

*Anonym, Name ist der Redaktion bekannt