Unternehmen verzichten auf Kredite: Investieren, um zu sparen

Kreditklemme verkehrt: Nicht die Banken knausern mit Darlehen, sondern die Unternehmen verzichten auf die Geldaufnahme. So ist der Deutschlandfonds der KfW noch gut gefüllt.

Trotz dieses großartigen Slogans will kaum ein Unternehmen Staatskohle von der KfW haben. Bild: dpa

BERLIN taz | Die deutsche Wirtschaft ist noch nicht in Panik. Bisher geht den Firmen nicht das Geld aus, weil sie keine Darlehen von den Banken erhalten. "Eine wirkliche Kreditklemme genereller Art gibt es zurzeit nicht", sagt Hans Heinrich Driftmann, Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages.

Trotzdem soll Anfang September ein Gipfel von Politik und Wirtschaft stattfinden, um sich dem Thema Kreditklemme zu widmen. Für Furore sorgte die inzwischen dementierte Nachricht, Finanzminister Peer Steinbrück (SPD) wolle die Banken mit "Zwangsmaßnahmen" zur Kreditvergabe zwingen.

Dabei lässt sich eine Kreditklemme bisher nicht aus den amtlichen Daten herauslesen, wie etwa die jüngsten Zahlen der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) belegen. Die Bank verwaltet das Kreditprogramm, das von der Bundesregierung im Rahmen des sogenannten Deutschlandfonds gestartet wurde.

Insgesamt 40 Milliarden Euro könnte die KfW an Betriebe vergeben, die durch die Finanzkrise unverschuldet in Not geraten sind. Doch bisher wurden erst 8,815 Milliarden Euro nachgefragt - verteilt auf 1.876 Anträge. 1,3 Milliarden Euro wurden inzwischen an Krediten bewilligt, während Darlehenswünsche in Höhe von 400 Millionen Euro abgelehnt wurden. "Das Geld dürfte also erst in knapp einem Jahr weg sein", heißt es bei der KfW.

Allerdings stellt das Institut fest, dass die Nachfragen aus der Wirtschaft in jüngster Zeit stark angestiegen sind. Allein in der vergangenen Woche wurden Kredite in Höhe von 910 Millionen Euro beantragt. "Wir sind gespannt, ob es mit dieser Intensität weitergeht."

An wen die KfW ihre Kredite vergibt, fällt unter das Bankgeheimnis. Bekannt wurde jedoch, dass Porsche versucht hat, sich ein KfW-Darlehen in Höhe von 1,75 Milliarden Euro zu sichern - erfolglos. Denn der Deutschlandfonds ist nicht für spekulative Geschäfte wie eine VW-Übernahme gedacht, sondern soll nur den realen Geschäftsbetrieb fördern. In der offiziellen KfW-Statistik ist dieser Antrag daher gar nicht erst enthalten.

Auch wenn es keine generelle Kreditklemme gibt: Für einzelne Betriebe wird es schwieriger, Darlehen zu erhalten. Die Bearbeitungszeiten bei den Banken werden länger, oft müssen sie mehr Sicherheiten stellen - und auch die Risikoaufschläge auf die Zinsen steigen.

Der Haupttrend scheint allerdings zu sein, dass viele Betriebe darauf verzichten, Kredite zu beantragen. So haben die Handelskammern bei einer Befragung ihrer Mitglieder jüngst ermittelt, dass 44 Prozent der Mittelständler ihre Investitionsbudgets kürzen wollen. Und wer noch investiert, will damit gleichzeitig Kosten reduzieren: Besonders beliebt sind Rationalisierungsinvestitionen. Noch zurückhaltender sind die Großunternehmen, die vom einbrechenden Export besonders hart getroffen sind. Die gesamte deutsche Wirtschaft ächzt unter Überkapazitäten - und spart, statt Kredite aufzunehmen.

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