Mit B-ND 007 wird es nichts

UNDERCOVER Der Geheimdienst prüft, ob die hiesigen Autokennzeichen mit der Buchstabenfolge B-ND eingezogen werden können. Man möchte nicht verwechselt werden. Politiker: „In Sachen PR eine echte Spitzelleistung“

Autofahrer mit dem entsprechenden Kennzeichen geben sich als Agenten aus

VON BERT SCHULZ

Ein besonderes Kennzeichen des Bundesnachrichtendienstes (BND) ist, dass möglichst wenig von ihm öffentlich sichtbar sein soll. Deswegen ist das neue Hauptquartier, in dem seit diesem Montag die Mitarbeiter ihre Büros beziehen, so hermetisch abgeschirmt. Und deswegen will die Behörde im Rahmen des Umzugs zahlreiche Berliner Autokennzeichen aus dem Verkehr ziehen: Die Buchstabenkombination „B-ND XXX“ soll künftig nicht mehr vergeben werden. Schlimmer noch: Der BND lässt prüfen, ob es möglich ist, bereits existierende Kennzeichen wieder einzuziehen. Das erfuhr die taz am Montag am Rande des Presserundgangs durch das neue Gebäude an der Chausseestraße (siehe Bericht „Parkplatz 007“ auf S. 14).

Die „B-ND“-Kennzeichen sind den Schlapphüten schon länger ein Dorn im Auge. Dienste anderer Länder interpretierten die Schilder falsch, regelmäßig gebe es Anfragen, warum die Mitarbeiter des deutschen Auslandsgeheimdienstes nicht inkognito unterwegs sein könnten, sagte eine BND-Sprecherin, die – wie in der Branche üblich – anonym bleiben möchte. Sie sprach sogar davon, dass die Existenz des Kennzeichens von Nachteil sei im Wettbewerb mit anderen Geheimdiensten um wichtige Informationen: Die würden über den deutschen Dienst spotten, dessen Fuhrpark für jedermann einsichtig sei.

Besonders unangenehm für den BND: Es gibt tatsächlich Fälle, in denen sich Autofahrer mit dem entsprechenden Kennzeichen als Agenten ausgeben. Darauf deuteten Nachfragen besorgter Bürger hin, ob es sich bei den Fahrern solcher Pkws tatsächlich um Mitarbeiter des Nachrichtendienstes handle, sagte die Sprecherin.

Dabei ist es in Wirklichkeit wenig opportun, sich mit dem vermeintlichen Arbeitgeber BND zu brüsten: Der hat schon seit den Zeiten von Bundeskanzler Helmut Schmidt (SPD) einen legendär schlechten Ruf. Schmidt wird das Zitat zugeschrieben, eine einschlägig bekannte Zürcher Zeitung sei gewöhnlich besser und schneller informiert als die deutschen Agenten.

Der Unmut, den die Verlagerung des BND in die Hauptstadt bei vielen Berlinern ausgelöst hat, ist ohnehin schon enorm. Der riesige Neubau auf dem Gelände des ehemaligen Stadions der Weltjugend in Mitte wird von Architekturkennern als außerordentlich hässlich bewertet und wurde von Anwohnern bereits „Umzugskiste“ getauft. Seine Kosten sind in den vergangenen Jahren fast genauso stetig gestiegen wie die des Pannenflughafens BER. Die Gesamtausgaben für den Umzug dürften bei rund 1,3 Milliarden Euro liegen. Die Bundesregierung hatte sich 2003 für den Umzug des BND aus dem bayrischen Pullach entschieden, weil sie den Dienst näher bei sich haben wollte.

In der Berliner Landespolitik wollte sich am Montag niemand öffentlich zum Kennzeichen-Vorstoß des BND äußern. Zu groß ist offenbar die Angst, in Zeiten des NSA-Skandals auf die Abhörliste des Nachrichtendienstes zu kommen. Hinter vorgehaltener Hand aber bezeichneten Vertreter von Grünen wie Linken die Idee als absurd: „Ich lach mich Schlapp(hut)“, erklärte einer. Ein anderer meinte nicht weniger wortakrobatisch: „In Sachen PR eine echte Spitzelleistung.“