Taliban kündigen Offensive an: Strategiewechsel auf beiden Seiten

Der neue US-Gesandte Richard Holbrooke reist erstmals nach Afghanistan. Auch die Taliban tauschen ihr Personal aus.

Pakistans Präsident Asif Ali Zardari (r) empfängt in Islamabad den US-Sonderbeauftragten Richard Holbrooke (l). Bild: dpa

KABUL taz Wie so häufig bewiesen die Taliban gutes Timing. Mit ihren Simultanangriffen am Mittwoch schlugen sie genau einen Tag vor dem ersten Kabul-Besuch Richard C. Holbrookes zu, des neuen US-Sonderbeauftragten für "Afpak", wie er es nennt, also Afghanistan und Pakistan. Auch nach Indien wird er noch reisen.

Aus seinen Erkenntnissen sowie mehreren internen Neubewertungen in Washington soll dann Obamas neue Afghanistan-Politik hervorgehen. Da das noch dauern wird, soll erst einmal "Zeit gekauft" werden, wie man hierzulande sagt. Das Pentagon verlegt derzeit bis zu 30.000 weitere US-Soldaten in besonders kritische Gebiete: in die Drogenhochburg Helmand, nach Wardak und Logar an den Südtoren Kabuls und in die Hauptstadt selbst.

Ziel ist es, mit ihrer Hilfe die Situation vor den Präsidentenwahl am 20. August so weit zu stabilisieren, dass sie überhaupt stattfinden kann. Gleichzeitig ist anzunehmen, dass sie die Taliban, die derzeit sehr selbstbewusst sind, erst schwächen und dann eventuell an den Verhandlungstisch bomben sollen.

Derweil arbeiten auch die Taliban an einer neuen Strategie. Sie wissen, dass 2009 ein wichtiges Jahr wird, und wollen dagegenhalten. Vor etwa vier Wochen tagte ihr Oberster Rat in Quetta im benachbarten Pakistan und stellte die Bewegung auf Krieg ein. Alle parallelen Provinzgouverneure wurden ausgetauscht, Hardliner rückten in die erste Reihe. Kommandozentralen und Trainingscamps sollen nach Afghanistan verlegt werden. Für das Frühjahr wurde eine Offensive angekündigt. Möglicherweise hat sie gestern in Kabul begonnen.

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