Spanischer Dopingring ausgehoben: Operation Windhund

In Spanien wird ein Dopingring ausgehoben, an dem erneut der berüchtigte Arzt Eufemiano Fuentes beteiligt ist. Er hat Dopingpläne für Leichtathleten geschrieben.

Weltmeisterin vor dem Haftrichter: Die spanische Leichtathletin Marta Domínguez. Bild: reuters

MADRID/BERLIN taz/dpa | Sie nennt sich "Operación Galgo", Operation Windhund. Nach monatelangen Ermittlungen der Guardia Civil, bei der auch Telefone abgehört wurden, hat die spanische Polizei nun zugeschlagen. Sie hat in diesem Dopingskandal anscheinend wichtige Beweismittel konfisziert.

Wie der Radiosender Cadena Ser berichtet, liegen der Guardia Civil Mitschnitte von Telefongesprächen, Fotos und sogar Videos vor, die Sportler beim Blutdoping zeigen. Im Haus des Leichtathletik-Trainers Manuel Pascua Piqueras wurden laut der Tageszeitung El País vier Beutel mit Restspuren von Blut gefunden, die darauf hinweisen, dass dort erst vor kurzem ein oder mehrere Sportler Eigenblutdoping betrieben haben könnten.

Pascua soll zu den sieben Personen gehören, die den Kern des spanischen Dopingrings bilden. Neben Pascua und dessen Ehefrau, die ebenfalls als Trainerin arbeitet, gelten der Arzt Eufemiano Fuentes, der Leichtathletik-Agent José Alonso Valero, der Leichtathlet Alberto Garcia, der ehemalige Mountainbiker Alberto Leon und der Trainer von Hindernis-Weltmeisterin Marta Domínguez, Cesar Pérez, als Drahtzieher. Nach einem Bericht von El País wurde auch Fuentes Schwester Yolanda, die ebenfalls Ärztin ist, verhaftet.

Bei Leon, der bereits im Radsportskandal "Operación Puerto" ein Helfer von Eufemiano Fuentes war, wurden mehrere Blutbeutel gefunden. Garcia, vor acht Jahren Europameister über 5.000 Meter, war 2003 für zwei Jahre gesperrt worden, nachdem er des Dopings mit Epo überführt worden war. Nach Informationen von Publico stehen die Fuentes-Geschwister an der Spitze des Dopingrings. Die beiden sowie Leon wurden seit April von der Polizei überwacht. Leon soll zudem mit anderen verbotenen Substanzen gehandelt haben.

"Zu Stein erstarrt"

Insgesamt wurden 14 Verdächtige festgenommen, die gestern dem Haftrichter vorgeführt wurden. Auch Domínguez war am Donnerstag verhaftet worden, nach einem achtstündigen Verhör unter Auflagen aber wieder auf freien Fuß gesetzt worden. Der spanische Leichtathletik-Verband (RFEA) hat die im dritten Monat schwangere Läuferin als Vize-Präsidentin des Verbandes vorläufig suspendiert. Jose Maria Odriozola, Präsident des RFEA, teilte Domínguez die Entscheidung über ihre Suspendierung in einem Brief mit. Darin bedauerte er den "Schaden für das Image der spanischen Leichtathletik". Er hoffe, dass die Vorwürfe gegen Domínguez so schnell wie möglich aufgeklärt werden, hieß es weiter.

Fünf Athleten, die von Pascua trainiert werden, sind mittlerweile von der Polizei als Zeugen vernommen worden, darunter die Europameister Nuria Fernandez und Alemayehu Bezabeh. Der gebürtige Äthiopier Bezabeh wurde daraufhin aus dem spanischen Team der Cross-Europameisterschaft ausgeschlossen, die gestern im portugiesischen Albufeira stattfand. Fernandez ist dagegen in Portugal angetreten. Ihr Ehemann hatte am Freitag Medienberichte dementiert, denen zufolge auch die 1.500-Meter-Europameisterin von Barcelona im Zuge des Skandals verhaftet worden sei.

Viele spanische Leichtathleten begrüßen derweil die Ermittlungen der Polizei. Der Vorgang sei "ein Licht am Ende des Tunnels, dass es Hoffnung für eine sauberere Zukunft gibt", hieß es in einer Erklärung, die von 65 spanischen Leichtathleten unterzeichnet wurde. Dies sei der richtige Weg, um mit Doping im spanischen Sport Schluss zu machen. "Betrüger haben bislang eine Straflosigkeit genossen, die andere Sportler verzweifeln ließ", heißt es in dem Text.

"Ich bin zu Stein erstarrt, als ich davon gehört habe", sagte Fermin Cacho, 1992 1.500-Meter-Olympiasieger in Barcelona. Luis Alberto Marco, Vize-Halleneuropameister über 800 Meter, sprach von einem "schwarzen Tag für die spanische Leichtathletik. Mein Sport widert mich an, wenn solche Dinge ans Tageslicht kommen." Die Sportzeitung Marca schreibt: "Auch Marta war eine Lügnerin."

In Leichtathletik-Kreisen soll es ein offenes Geheimnis gewesen sein, dass die 35-Jährige herumtrickse. Ihr ebenfalls festgenommener Trainer Pérez sei als "der Dealer von Fuentes" bekannt gewesen, heißt es. Der Internationale Leichtathletik-Verband (IAAF) teilte mit, er beobachte die Ermittlungen und warte deren Ergebnisse ab. Noch sei die IAAF nicht offiziell informiert worden.

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