die wahrheit: Unsterbliche Liebe

Das geheime Tagebuch der Carla Bruni. Heute: Zweimal Besuch im Élysée-Palast.

Beim ersten Mal, da tuts noch weh: die neue Première Dame beim ersten offiziellen Staatsbesuch. Bild: ap

Unsterbliche Liebe
Das geheime Tagebuch der Carla Bruni. Heute: Zweimal Besuch im Élysée-Palast

Mon cher journal intime …

Freitag, 22. 2. 2008

Ich hatte eine ganz wunderbare Woche. Sehr ruhig und entspannend. Die Tage im Chateau waren sehr wohltuend, und auch das Yoga tut mir sehr, sehr gut. Ich bin jetzt schon wieder viel mehr in meiner Mitte. Jetzt, da ich als Première Dame nach meinem kommenden Album erst einmal keine Platte werde mehr aufnehmen können, überlege ich, vielleicht Mantras zu singen. Für Kinder. Die könnten dann mit den Einwandererkindern in den Vororten gesungen werden. Mein Guru meint auch, dass das sehr positive Eigenschaften auf die jungen Seelen hätte. Wir können gemeinsam, durch die Kraft der Spiritualität, versuchen, die Probleme zu lösen, die sie jetzt in die Gewalttätigkeit treiben.

Ich wollte meinem kleinen Schatz gleich davon erzählen, als er von der Arbeit kam, aber er war gar nicht gut beisammen. Er hatte die Bilder von seinem Staatsbesuch in Französisch-Guayana in den Nachrichten gesehen, wo er Boot fahren musste und die ganze Zeit so miefig dreinschaut. Er hat sich wahnsinnig aufgeregt, dass die so unvorteilhafte Bilder zeigen und sich sofort das gesamte Material vom Sender schicken lassen, ob es nicht noch andere Bilder gäbe. Wir haben bis um 3.20 Uhr dagesessen und gesichtet. Eine Aufnahme war dabei, wo er kurz gelacht hat (ganz süß!), aber da waren kopulierende Hunde im Hintergrund. Die konnte man auch nicht nehmen.

Immerhin aber geht es mit meinem neuen Album gut voran! Acht Songs haben wir jetzt bereits aufgenommen und abgemischt. Es wird eine sehr schöne Platte, sehr weich, sehr gefühlvoll. Ich habe mich jetzt doch entschlossen, "Bridge Over Troubled Water" mit reinzunehmen, auch wenn Nici immer lästert, Simon & Garfunkel klängen so schwul. Ich habe mir dazu einen Clou überlegt: Ich werde das Lied auf Französisch singen, das klingt gleich viel härter. Und ich werde es meinem Schatz widmen. Das ist dann auch eine schöne Nachricht fürs Volk. Etwas, das wir vielleicht gemeinsam im Fernsehen singen könnten, bei der Neujahrsansprache!

Eine ganz schreckliche Sache ist aber doch passiert: Letzte Woche noch habe ich mich gesorgt, weil ich so lange nichts von Eric (Clapton, Anm. d. Red.) gehört habe und dachte, er könnte sich etwas angetan haben. Aber das war nur die Ruhe vor dem Sturm! Vorgestern ist er hier aufgetaucht und hatte "mein" Album komplett fertig. Es fehle nur noch mein Gesang! 18 Songs hat er geschrieben und eingespielt. Die Texte waren mit Tusche auf Seide gepinselt, und er stand vor dem Tor, um in meinem Keller-Studio den Gesang draufzulegen. Er sah wirklich wüst und ungewaschen aus und fing wieder damit an, dass ich irre, wenn ich den Zwerg ehelichen würde und dass unsere Liebe unsterblich sei. Als ich ihm die Türe zuschlug, begann er im Garten eine Grube auszuheben, in der er leben wolle, bis ich zu ihm zurückkehren würde. Ich habe die Sicherheit gerufen, und die haben ihn festgehalten, bis der psychiatrische Notdienst kam. Jetzt ist er in einer Klinik am Stadtrand. Sein bunter Bus steht immer noch vor der Tür. Ich muss ihn dringend entfernen lassen, bevor Nici dumme Fragen stellt.

Ich bin etwas aufgeregt, morgen habe ich meinen ersten offiziellen Termin im Palast. Wir treffen die Geiseln, die vor wenigen Wochen aus der Farc-Gefangenschaft freigekommen sind. Ich hoffe, sie sind nett.

Samstag, 23. 2., Mittag

Kann mal bitte irgendetwas klappen! Gestern musste Nici zur Eröffnung der Landwirtschaftsmesse, auch, um den Antrag zu unterstützen, die französische Küche zum Weltkulturerbe erklären zu lassen (ich finde, jetzt übertreiben die Franzmänner es etwas. Wenn ein gegartes Stubenküken Weltkulturerbe sein soll, dann ja wohl Pasta erst recht! Ich wette, dass weltweit mehr Pasta oder Hot Dog gegessen wird als irgendein französischer Fraß. Außer Pommes Frites vielleicht, das gebe ich zu). Also, nicht nur, dass sie ihn auf einem Mähdrescher in die Halle einfahren ließen, der mit der Größe eines Einfamilienhauses meinen armen Nici noch schmächtiger wirken ließ, nein, er ließ sich auch noch von so einem ungehobelten Bauerntölpel provozieren. "Blödmann, hau doch ab!", hat mein dummer Ehemann gesagt, und sich dabei auch noch filmen lassen! Es ist aktuell das meistgeklickte Stück auf You-Tube. Und das, wo ich doch heute meinen ersten Auftritt habe. Nun werden alle wieder noch genauer hinschauen, na, wie macht sie es denn?!? Ach Scheiße, dieser Idiot!

Montag, 25. 2. 2008

Nein, nein, nein! Ich will das alles nicht! Hat sich mal jemand die Presse von heute angesehen!??? "Das Mädchen aus dem Élysée" werde ich genannt, "hilflos", "ihre Unsicherheit raschelt wie Reispapier", "First Flop für die First Lady" - und erst die Fotos!!! Ich sitze da, wie ein verschüchtertes Schulmädchen! Neben Nici, der souverän auf dem Sofa lümmelt, sehe ich aus, als würde ich gerade von meinem Vater auf einem katholischen Internat angemeldet! Ich brauche dringend einen Berater. So geht das nicht weiter!

Die Wahrheit auf taz.de

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Silke Burmester war über 25 Jahre schreibende Journalistin. Von Anfang an auch für die taz. Hier hat sie u.a. Carla Brunis geheimes Tagebuch veröffentlicht und als „Die Kriegsreporterin“ von der Medienfront berichtet. Jetzt hat sie beschlossen, Anführerin einer Jugendbewegung zu werden und www.palais-fluxx.de für Frauen ab 47 gegründet, das "Onlinemagazin für Rausch, Revolte, Wechseljahre“. Für die taz wird sie dennoch ab und zu schreiben, logo!

ist die einzige Satire- und Humorseite einer Tageszeitung weltweit. Sie hat den ©Tom. Und drei Grundsätze.

kari

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.