Die Vereinten Nationen warnen: 5 Millionen Umwelttote schon jetzt

Im Jahr 2025 könnten mehr als 1,8 Milliarden Menschen an Wasserknappheit leiden, so die UN. Schon jetzt sterben jährlich Millionen an Umweltverschmutzungen.

Maschinenöl im Wasserabfluss - Umweltverschmutzung macht viele Kinder krank. Bild: dpa

Wasserknappheit ist neben dem Klimawandel die größte ökologische Bedrohung für die Menschheit. Davor warnt der vierte Bericht zum Globalen Zustand der Umwelt (Geo-4), den Vertreter des UN-Umweltprogramms Unep am Donnerstag in 26 Ländern vorgestellt haben. "Wenn sich die Trends fortsetzen, werden 2025 1,8 Milliarden Menschen in Regionen mit absolutem Wassermangel leben", sagte Unep-Mitarbeiterin Elizabeth Migongo-Bake in Berlin. "Verschmutztes Wasser ist heute schon die wichtigste Einzelursache für Erkrankungen und vorzeitige Todesfälle."

Ungleiche Verteilung: Trinkwasser weltweit. Bild: afp

Der Geo-4-Bericht, an dem fast 400 Wissenschaftler mitgearbeitet haben, trägt den Titel "Environment for Development" und gibt einen Überblick über die globalen Entwicklungen in den Bereichen Klimawandel, Luft, Land, Boden, Wasser und Artenvielfalt. Er bezieht sich auf die vor 20 Jahren veröffentlichte Studie der Brundtland-Kommission, die den Begriff der Nachhaltigen Entwicklung prägte. "Seitdem hat man für Wasser- und Luftverschmutzung Lösungen gefunden, bei Klimawandel, Überfischung und dem Artensterben aber gerade erst angefangen", heißt es in Geo-4. Aber auch: "Bei keinem der wesentlichen Punkte aus dem Brundtland-Report zeigt sich tatsächlich ein günstiger Trend." Das heißt: Auch wo klar ist, wie dem Problem beizukommen wäre, wird dieses Wissen nicht ausreichend genutzt.

Dabei zeigt sich immer deutlicher, dass die Umwelt zurückschlägt. "Die Belastungen der Umwelt gefährden auch die menschliche Gesundheit", schreiben die Autoren. Bereits jede vierte Erkrankungen hänge mit Faktoren wie Luft- und Wasserverschmutzung oder Klimawandel zusammen.

So sterben jährlich 3 Millionen Menschen an Krankheiten, die durch verdrecktes Wasser verursacht werden. 2 Millionen Todesfälle gehen auf Luftverschmutzung zurück. Außerhalb der Häuser tragen Stickoxide und Feinstäube aus Verkehr, industrieller Produktion, Kraftwerken oder Waldbränden zu Herz-Kreislauf-Problemen, Atem- und Allergiebeschwerden oder Krebserkrankungen bei. Innen sind es Schadstoffe, die beim Kochen und Heizen mit Holzkohle und Biomasse entstehen.

2 Milliarden Menschen leben heute schon in Trockengebieten, Regionen, in denen extensive Landwirtschaft oder das Abholzen von Wäldern den Boden so weit geschwächt haben, dass dort kaum noch etwas angebaut werden kann und das Land verwüstet wird.

Für die mittelfristige Entwicklung bis 2050 haben die Wissenschaftler vier Szenarien entwickelt, in denen mal der Markt, mal die Politik, mal Besitzstandswahrung und mal der Nachhaltigkeitsgedanke mit einer breiten Beteiligung von gesellschaftlichen Gruppen Vorrang haben. Dabei kommen sie zu dem Schluss, dass sich ökologische oder gesundheitliche Erfolge nicht mit einer Orientierung auf den Markt oder mit einer Zementierung der heutigen Ungleichheit erreichen lassen. Umgekehrt würden Investitionen in Umwelt und Gesundheit die Wirtschaft jedoch nicht gefährden.

Insgesamt zeigen die Szenarien ein steigendes Risiko, dass manche Entwicklungen wie das Artensterben nicht mehr zu stoppen sind - selbst wenn der Raubbau an der Umwelt verlangsamt oder beendet würde.

"Wir wollen kein Horrorbild zeichnen", sagte Unep-Chef Achim Steiner. "Aber wir rufen dazu auf, heute etwas zu tun. Morgen ist es zu spät."

Der deutsche Umweltstaatssekretär Michael Müller (SPD) sieht dabei die Industrieländer in der Verantwortung und Deutschland in einer Vorreiterrolle (s. "Mehr zum Thema"). Um die Probleme "zielstrebig und umfassend anzugehen", brauche man aber vor allem auch "effektive multilaterale Institutionen". Dazu müsse man die Unep zu einer "schlagkräftigen UN-Umweltorganisation" ausbauen.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.