Geld für den Förderstopp: Kein Erdöl aus dem Regenwald

Deutschland will jährlich 50 Millionen Dollar in einen Treuhandfonds einzahlen, damit Ecuador riesige Erdölvorkommen im Urwald nicht ausbeutet

Schadensbegrenzung: Arbeiter versuchen, ausgelaufenes Erdöl im ecuadorianischen Amazonasgebiet aufzufangen. Bild: dpa

"Der gordische Knoten ist durchschlagen", sagt Ute Koczy begeistert. Seit zwei Jahren wirbt die grüne Bundestagsabgeordnete für den Vorschlag Ecuadors, auf die Erdölförderung in einem artenreichen Gebiet des Amazonas-Regenwaldes zu verzichten, wenn die internationale Gemeinschaft im Gegenzug für einen Teil der zu erwartenden Ölmillionen aufkommt. Nun, nach der zweitägigen Visite des ecuadorianischen Außenministers Fander Falconí in Berlin, scheint der Durchbruch für die Yasuní-ITT-Initiative zum Greifen nahe.

Deutschland wolle den "ersten bedeutenden Beitrag" für einen noch zu schaffenden internationalen Treuhandfonds leisten, erklärte Falconí. Dies habe ihm Erich Stather, Staatssekretär im Ministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit, zugesichert. Einzelheiten werden offiziell noch nicht genannt. Doch nach Informationen der taz drängte Stather die Ecuadorianer, sie sollten den Fonds innerhalb eines Monats einrichten. Dann werde Deutschland jährlich 50 Millionen Dollar in den bei der Interamerikanischen Entwicklungsbank oder der UNO angesiedelten Fonds einzahlen.

Der Vorschlag Ecuadors gehe über die "rigiden Marktinstrumente" hinaus, die bislang von der internationalen Gemeinschaft zur Bekämpfung der Treibhausemissionen akzeptiert würden, sagte Falconí. Der Außenminister ist sich sicher, dass durch das Projekt die Artenvielfalt im Yasuní-Nationalpark und zwei dort wohnende indigene Völker geschützt werden. In seiner neuen Entwicklungsstrategie würde Ecuador klar unterscheiden zwischen Wirtschaftswachstum und menschlicher Entwicklung, so Falconí.

Im Juni 2007 hatte Ecuadors Präsident Rafael Correa vorgeschlagen, auf die Förderung von 846 Millionen Barrel Öl zu verzichten, sollte die Hälfte der zu erwartenden Einkünfte anderweitig aufgebracht werden. Für die 410 Millionen Tonnen CO2-Emissionen, die vermieden würden, erhofft sich Ecuador über einen Zeitraum von 20 Jahren einen Beitrag von 7 Milliarden Dollar. Erdöl ist Ecuadors wichtigstes Exportprodukt. Rund ein Drittel des Staatshaushalts wird aus Öleinkünften bestritten. Unter der Regie der Staatsfirma Petroecuador wird gut die Hälfte von täglich 500.000 Barrel gefördert. Das Geld aus dem Treuhandfonds würde in den Erhalt von Naturschutzgebieten, in den Ausbau erneuerbarer Energien und Sozialprojekte fließen, versicherte Falconí.

Nach der einhelligen Unterstützung der Yasuní-Initiative durch den Bundestag im Juni 2008 hatte die Gesellschaft für technische Zusammenarbeit (GTZ) drei Studien erarbeitet. Daraus geht hervor, dass der Wert des CO2-Ausstoßes deutlich niedriger beziffert wird. Doch diese Details seien im Moment nicht so zentral, meint die Grüne Ute Koczy. "Viel wichtiger ist doch, dass die Initiative noch vor der UN-Klimakonferenz in Kopenhagen abhebt."

Zusammen mit der Stadtverwaltung in Madrid haben die Ecuadorianer bereits einen weiteren Plan: So soll es Ende September in der spanischen Hauptstadt vor 300.000 Zuschauern ein Open-Air-Konzert mit Bands wie Radiohead und Green Day geben - mit Liveübertragung auf allen fünf Kontinenten. Auch dabei ist der Erlös für den Erhalt des Regenwalds geplant.

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