Verluste bei AIG: 60 Milliarden Dollar in drei Monaten

Am Montag verkündete der US-Versicherer AIG den größten Verlust der Wirtschaftsgeschichte. Er machte im letzten Quartal 2008 ein Rekordminus. Der Staat muss wieder helfen.

Gemessen am Börsenwert war AIG lange der größte Versicherungskonzern der Welt. Bild: reuters

BERLIN taz Mit Rekorden kennt man sich aus bei der American International Group: Gemessen am Börsenwert war AIG lange der größte Versicherungskonzern der Welt. Am Montag verkündete AIG nun den größten Verlust der Wirtschaftsgeschichte. Zum dritten Mal seit September muss Washington unterstützend eingreifen.

Rekordverdächtige 180 Milliarden US-Dollar hat der Staat nun in den Konzern gepumpt. Ihm gehören bereits 80 Prozent der Anteile, nun sollen Anteile an AIG-Töchtern dazukommen. Dem Börsenkurs hat die Entwicklung nicht gutgetan: Kostete die Aktie vor einem Jahr noch 49,50 US-Dollar, lag sie am Montagmorgen bei 42 Cent. 61,7 Milliarden US-Dollar Minus hat AIG im letzten Quartal 2008 gemacht. Bisher galt ein 54-Milliarden-Quartalsverlust von Time Warner aus dem Jahr 2002 als Maß aller Dinge. Für das Gesamtjahr summierten sich die AIG-Verluste auf 99,3 Milliarden Dollar. Prompt stellte der Staat am Montag 30 Milliarden Dollar bereit, obwohl er bis November bereits 150 Milliarden zugeschossen hatte.

Das Geld soll AIG helfen, Zeit zu gewinnen, um Beteiligungen und Töchter zu verkaufen und sich so gesundzuschrumpfen: Wenn die Kreditagenturen die Bonität des Versicherers weiter herunterstufen, müsste er seinen Partnern Milliarden als zusätzliche Sicherheiten zahlen. Und es könnte sein, dass die US-Notenbank Fed keine AIG-Anleihen mehr kaufen dürfte. Sie hat seit Oktober ein entsprechendes Programm eingerichtet, mit dem sie Firmen eine Refinanzierungsmöglichkeit jenseits des Marktes bietet. Dafür fordert sie allerdings Sicherheiten.

Für den Absturz des Konzerns sorgte die Sparte Financial Products, die zu einem Großteil auf Kreditausfallversicherungen für komplexe Produkte beruhte, die wiederum zum Teil mit Hypotheken besichert waren. Dass Washington AIG stützt, hat gute Gründe: Das Unternehmen ist so vernetzt wie kaum ein anderer Finanzkonzern und in 130 Ländern mit Finanzkonzernen, Pensionsfonds und Gemeinden im Geschäft. In Deutschland würde eine Pleite die Kreditanstalt für Wiederaufbau treffen, die einer der wichtigsten AIG-Kunden ist. Auch alle Kommunen müssen Angst haben, die Cross-Border-Leasing-Verträge haben. Der Verkauf und die Rückmietung von kommunalem Eigentum an und von US-Investoren ist durchgehend über die AIG abgesichert. Sollte die ausfallen, müssen sich Kommunen eine neue Versicherung suchen, was schwierig werden dürfte - oder Vertragsstrafen in Milliardenhöhe zahlen.

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