Fast 4 Milliarden Euro Verlust: Staat wird Deutsche Bank-Aktionär

Der Branchenprimus hat fast vier Milliarden Euro Verlust gemacht. Nun muss er sich bei der Postbank mit eigenen Aktien einkaufen. So gehören dem Bund indirekt 3 Prozent der Bank.

Der Mann, der keine Staatshilfe wollte: Deutsche Bank-Chef Josef Ackermann. Bild: dpa

FRANKFURT taz Jetzt hat es also auch den Branchenleader Deutsche Bank erwischt. Konzernchef Josef Ackermann musste am Mittwoch schon zum zweiten Mal seit der Übernahme des Vorstandsvorsitzes Verluste vermelden; bereits das erste Quartal 2008 war nicht optimal verlaufen. Gleich 3,9 Milliarden Euro Miese nach Steuern "erwirtschaftete" das renommierte Geldinstitut nun im 4. Quartal des vergangenen Geschäftsjahres; vor Steuern sind das 4,8 Milliarden Euro. Das verheißt nichts Gutes für die gesamte Bilanz 2008, denn schon im 3. Quartal schlug für Ackermann und Co. gerade noch ein magerer Gewinn von 414 Millionen Euro zu Buche. Ackermann kündigte denn auch schon einmal vorsorglich an, dass der Einbruch im 4. Quartal auch zu einem Verlust im Gesamtjahr in Höhe von bis zu 4 Milliarden Euro führen werde. Und dass er deshalb "sehr enttäuscht" sei.

Die unerfreuliche Bilanz 2008 ist wohl auch der Hauptgrund für das Drängen der Deutschen Bank auf neue Konditionen bei der Übernahme der Postbank, die von der Postbank-Mutter Post AG - dessen Großaktionär mit gut 30 Prozent noch immer der Bund ist - und der Deutschen Bank auch an diesem Mittwoch ausgehandelt wurden. Diese belastet das Eigenkapital der Deutschen Bank nicht mehr so stark wie bislang vorgesehen. Im Gegenzug wurde der Post AG wohl zugesichert, dass sie schnell und mit weniger Risiko als kalkuliert aus dem Bankgeschäft aussteigen kann.

So soll die Post AG für den umgehenden Verkauf von 22,9 Prozent ihrer Postbankaktien rund acht Prozent Deutsche-Bank-Aktien erhalten. Zeitgleich zeichnet die Deutsche Bank eine Pflichtumtauschanleihe der Deutschen Post AG, die nach drei Jahren in 27,4 Prozent der Postbank-Anteile umgewandelt wird. Der Barwert wurde mit voraussichtlich 2,7 Milliarden Euro angegeben. Zudem wird der Deutschen Bank eine Kaufoption für weitere 12,1 Postbankaktien eingeräumt. Bares fließt zusätzlich noch ausschließlich an die Post AG, nämlich 700 Millionen Euro gleich auf die Hand; 3,1 Milliarden Euro seien bereits am 2. Januar an die Post AG überwiesen worden, hieß es bei der Deutschen Bank.

Durch die komplizierte Konstruktion hält die Post noch weitere drei Jahre lang rund 39 Prozent der Postbank-Anteile, wie Postchef Frank Appel erläuterte. "Wir bekommen aber den Geldwert sofort, was in der Situation der Bankenlandschaft natürlich gut ist", sagte er.

Börsenspekulanten und Aktionäre der Postbank, die mit einem attraktiven Übernahme- und Abfindungsangebot durch die Deutsche Bank gerechnet hatten, trennten sich denn auch umgehend von ihren "Wertpapieren". Der Kurs stürzte während des Tages um bis zu 20 Prozent auf ein Rekordtief von 11,70 Euro ab, fing sich dann aber gegen Abend wieder.

Damit hat die Finanzkrise jetzt auch offiziell Einzug in die ohnehin gerade wegen Umbauarbeiten nur zum Teil nutzbaren verspiegelten Zwillingstürme der Deutschen Bank gehalten. Dabei hatte Ackermann das noch im Herbst für ausgeschlossen erklärt und getönt, dass die Deutsche Bank nicht auf irgendwelche Rettungspakete der Bundesregierung zugreifen werde. Jetzt ist der Staat via Post AG und der in ihrem Besitz verbliebenen Postbankaktien gar Aktionär der Deutschen Bank geworden.

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