Riesenprofite für Gaslieferanten: Gasversorger konkurrenzlos teuer

Durch den Preissturz des Öls fallen auch die Preise für Erdgas. Eine Studie belegt, dass die Versorger aber nur etwa die Hälfte der Preissenkungen an die Verbraucher weitergeben.

Die Gaslieferanten nutzen ihre Marktposition, um die Gaspreise oben zu halten. Bild: ap

Deutsche Gasversorger geben nur etwa die Hälfte des Preisrückgangs beim Gaseinkauf an die Verbraucher weiter. Zu diesem Ergebnis kommt eine wissenschaftliche Studie im Auftrag der Grünen-Bundestagsfraktion, die der taz vorliegt. Bislang wurden Steigerungen des Gaspreises stets mit der Kopplung an den Ölpreis begründet. Da dieser in den vergangenen Monaten rapide gesunken ist, sind auch die Einkaufspreise für Gas gefallen. An die Verbraucher geben die Gasversorger jedoch nur etwa die Hälfte dieses Preisrückgangs weiter. Zu diesem Ergebnis kamen die Autoren der Studie, Professor Uwe Leprich von der Technik-Hochschule in Saarbrücken und Gunnar Harms, Energiehändler eines Industrie-Unternehmens im Ruhrgebiet.

Für das zweite Quartal 2009 hätten die Gasversorger durchschnittlich Preissenkungen von zwölf Prozent angekündigt; angemessen wären laut Studie aber 24 Prozent gewesen. Für einen repräsentativen Privathaushalt mit einem Jahresverbrauch von 20.000 Kilowattstunden ergäben sich daraus "ungerechtfertigte Mehrkosten" in Höhe von 150 Euro für 2009.

Für alle Haushalte ergibt das eine Gesamtsumme von etwa 1,6 Milliarden Euro, die die Energieversorger zu viel kassieren. "Trotz massiver Ölpreissenkungen und eines großen Preissenkungsgeschreis werden die Gaspreise nicht angemessen reduziert", kritisiert Leprich.

Verantwortlich für die zu geringen Preissenkungen machen die Autoren den mangelnden Wettbewerb auf dem Gasmarkt. "Die Kunden haben kaum Möglichkeiten, ihren Anbieter zu wechseln, sodass die Unternehmen keinen Druck haben, die Preise weiterzusenken", sagt Leprich. Die Gasimporteure müssten dazu verpflichtet werden, einen Teil ihrer Menge an Wettbewerber abzugeben.

Auch die Grünen fordern als Konsequenz aus der Studie mehr Konkurrenz. "Der Wettbewerb auf dem Gasmarkt entwickelt sich leider nur zögerlich, weil die Bundesregierung ähnlich wie beim Strommarkt die Auseinandersetzung mit den großen Platzhirschen scheut", sagt Bärbel Höhn, stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bundestag. "Kurzfristig müssen die bestimmenden Gasimporteure wie Eon Ruhrgas dazu verpflichtet werden, große Mengen ihres Gases frei an Wettbewerber zu versteigern."

Die Verbraucherzentrale schließt sich der Kritik an. "Die ewige Befürchtung ist, dass Preissteigerungen schnell an den Verbraucher weitergegeben werden, Preissenkungen hingegen nicht. Das scheint sich in diesem Fall zu bestätigen", sagt Energiereferent Thorsten Kasper.

Die Forderung nach einer Gasmengen-Versteigerung sieht das Bundeskartellamt skeptisch. Sofern die Menge des importierten Gases nicht erhöht werde und damit Angebot und Nachfrage unverändert bliebe, "werden sich auf dem nachgelagerten Markt für Endverbraucher wahrscheinlich keine positiven Effekte ergeben und die Wettbewerber nur die Margen der Gasimporteure vereinnahmen", sagte Kay Weidner, Pressesprecher des Bundeskartellamts.

Ein Sprecher des Energiekonzerns Rheinenergie Köln erklärte gestern, das Unternehmen werde die Studie prüfen. "Aber die darin erhobenen Vorwürfe weisen wir allgemein zurück." Andere Gasversorger äußerten sich auf Anfrage bis Redaktionsschluss nicht.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.