Milliardenverluste bei der KfW: Kein Ende der Krise in Sicht

Problemtöchter, Spekulationen mit riskanten Papieren, Geschäfte mit Lehman Brothers: Für ihre Fehler müssen KfW und Hypo Real Estate mit Milliardenverlusten büßen.

Grober Patzer: Die KfW überwies knapp 320 Millionen an die bereits pleitegegangene Lehman-Brothers.

BERLIN taz/ap Die Finanzkrise scheint bei den deutschen Banken regelrechte schwarze Löcher verursacht zu haben. Am Montag meldete die staatliche KfW-Gruppe neue Milliardenverluste. Und auch die gerade mit 50 Milliarden Euro von Bund und Banken gerettete Hypo Real Estate (HRE) veröffentlichte knallrote Quartalszahlen - und kündigte an, sie brauche wohl noch mehr Geld. Immerhin versucht die Hypothekenbank einen echten Neustart: Sie tauscht den kompletten Aufsichtsrat aus. Neuer Oberkontrolleur soll mit Michael Endres ein ehemaliger Vorstand der Deutschen Bank werden.

Das dicke Minus bei der KfW resultierte vor allem aus der Rettung der Mittelstandsbank IKB, die durch US-Immobilienkredite in Schwierigkeiten geraten war. Bereits im vergangenen Jahr hatte die ehemalige Mehrheitseignerin KfW deshalb ein Minus von 6 Milliarden Euro gemacht. Nun kostete sie das Fitmachen der IKB für den Verkauf an den US-Investor Lone Star in den ersten neun Monaten 2008 noch einmal rund 1 Milliarde Euro.

Aber die Finanzkrise schlug auch unmittelbar durch: So ließen die Kursstürze an der Börse den Wertpapierbestand um 600 Millionen Euro schrumpfen. Noch einmal 400 Millionen Euro verlor die KfW mit strukturierten Wertpapieren, 200 Millionen in Island. Den Verlust von weiteren 400 Millionen Euro durch die Pleite der US-Bank Lehman Brothers verdankt sie größtenteils einem wirklich groben Patzer - knapp 320 Millionen davon hatten KfW-Mitarbeiter an die bereits pleitegegangene Bank überwiesen.

Im ganz normalen operativen Geschäft hingegen machte die Gruppe, die ihre Fördertätigkeiten für die Bundesregierung ausgeweitet hat, in den drei Quartalen einen ordentlichen Gewinn. Das Plus von 800 Millionen sorgte dafür, dass sich der letzliche Gesamtverlust nach drei Quartalen mit 1,8 Milliarden Euro gerade noch im Rahmen der Vorjahresvorgaben hielt.

Die HRE kündigte für die Monate Juli bis September ein Minus von mehr als 3 Milliarden Euro an. Am meisten trugen dazu die Abschreibungen der Tochter Depfa bei - 2,5 Milliarden Euro. Der irische Staatsfinanzierer hatte den gesamten Konzern beinahe in die Pleite getrieben. Ähnlich wie bei der KfW sorgten aber auch hier Belastungen durch strukturierte Wertpapiere und den Lehman-Kollaps für weitere 482 Millionen Euro Verluste.

Schon als die Depfa-Probleme bekannt wurden, hatte nur eine Liquiditätsgarantie des Bundes und anderer Banken über 50 Milliarden Euro dafür gesorgt, dass die HRE überhaupt weiterarbeiten konnte. Auch beim Bankenrettungsfonds der Bundesregierung, Soffin, hat Vorstandschef Axel Wieandt bereits Unterstützung beantragt.

Für 2009 kündigte er vage "eine Überarbeitung hin zu einem nachhaltigen Geschäftsmodell" an. Weil "dieser Umbau teuer wird", müsse man woanders Kosten sparen. Wohl vor allem beim Personal: Erst mal ließ Wieandt durchblicken, dass die HRE künftig nicht mehr mit den bisherigen 1.850 Beschäftigen weiter arbeiten will.

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