Erwerbslosen-Statistik: Mehr arbeitslose Männer als Frauen

Erstmals liegt die Arbeitslosenquote der Männer in der gesamten EU über der von Frauen. Das liege vor allem daran, dass insbesondere in männerdominierten Branchen Arbeitskräfte entlassen werden.

In typischen Männerberufen werden Arbeitskräfte entlassen. Bild: dpa

BRÜSSEL/BERLIN taz/epd | Die Wirtschafts- und Finanzkrise hat für eine Trendwende auf dem europäischen Arbeitsmarkt gesorgt: Erstmals liegt die Arbeitslosenquote von Männern über der von Frauen. Das berichtete EU-Arbeitskommissar Vladimír Spidla am Montag auf einer Sozialkonferenz in Brüssel.

Dem EU-Statistikamt Eurostat zufolge beträgt die Erwerbslosenquote in den 27 EU-Ländern derzeit 8,5 Prozent bei Frauen und 8,6 Prozent bei Männern. Spidla bestätigte damit einen Trend, den die Bundesagentur für Arbeit bereits für Deutschland festgestellt hatte.

Die EU-Kommission erklärt das Phänomen vor allem damit, dass im Zuge des Abschwungs insbesondere in männerdominierten Branchen Arbeitskräfte entlassen werden. Es handelt sich dabei etwa um den Bankensektor, die Computerbranche und die Bauwirtschaft. Besonders groß ist die Diskrepanz zum Beispiel in Litauen, wo die Arbeitslosigkeit bei Männern 20,9 Prozent und bei Frauen 12,2 Prozent beträgt. Auch in Irland, Finnland und Estland finden sich deutliche Unterschiede. Die Eurostat-Daten stammen vom Mai und beziehen sich auf die Situation im April.

Spidla zeigte sich jedoch überzeugt, dass es sich bei den aktuellen Daten nicht um einen langfristigen Trend handele. Die Umkehr sei der besonderen wirtschaftlichen Situation geschuldet, so der Sozialpolitiker, der auf einer Konferenz zur "Gleichstellung in Zeiten der Wirtschaftskrise" sprach. Frauen würden im Arbeitsleben immer noch massiv benachteiligt, etwa in Form einer schlechteren Bezahlung. Der Kampf gegen die Arbeitslosigkeit dürfe den Kampf für Gleichberechtigung nicht verdrängen, unterstrich der Kommissar aus Tschechien.

ExpertInnen gehen eher davon aus, dass die Krise die typischen Frauenbranchen erst später erreicht. Alexandra Scheele, Politikwissenschaftlerin an der Uni Potsdam, sagte der taz: "Im Moment werden mit großen Konjunkturpaketen vor allem typische Männerbranchen gestützt. Dieses Geld fehlt nächstes Jahr in den Haushalten. Wenn dann das große Sparen beginnt, wird der öffentliche Dienst betroffen sein- und damit viele Frauen."

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.