25 Jahre taz Genossenschaft: Ein Wunderwerk

Die ehemalige Aufsichtsrätin Claudia von Braunmühl über die Omnipräsenz der taz.

Die taz ist überall? Bild: David Baltzer

von Claudia von Braunmühl

Die taz Genossenschaft erscheint mir wie ein Wunderwerk von Lebensweltbindung, und ich sehe sie großartig gemanagt. Jedoch, wenn ich mich genauer äußern soll, fällt mir im Wesentlichen analytisch Trockenes, Politikwissenschaftliches über die Genossenschaftsform als solche ein. Das will nicht so recht zu einem Geburtstag passen, einem fünfundzwanzigsten gar. Da sollte doch wohl Belobigendes, Freundliches, Bedeutsames zu Wort kommen.

Claudia von Braunmühl bei der Genossenschafts- versammlung 2005 Bild: © Rolf Zoellner

Auf der Ebene des Erlebens kann ich am ehesten sagen: Die taz ist immer irgendwie da. Der Entschluss zur Gründung einer Tageszeitung, der Umzug nach Berlin, die mitternächtlichen Jagden zum letzten PANAM Flieger, das sind Erzählungen aus dem Freundesumfeld. 1986 die Ermordung meines Vetters, die Antwort seiner Brüder auf das mit dem RAF Logo versehene Bekennerschreiben großflächig auf der 1. Seite der taz. Das waren Wochen, in denen die taz sehr nahe rückte und wichtig war.

Jahre später teilte ich die Wohnung über Jahre mit einer – damals – Reporterin der taz. In diese Zeit fielen die Finanzierungskrise der taz und die rettende Genossenschaftsidee. Wiederum ein paar Jahre später kamen Einladung und Wahl in den Aufsichtsrat. Damals häuften sich Medienberichte über verbandelte und überforderte Aufsichtsräte in der Dax Welt. Ich habe nie erhellend in, geschweige denn hinter Bilanzen blicken können und empfand mich ungeschlacht und blöde um den aufgetischten Zahlensalat herum tapsend. Also besser nur eine Amtsperiode.

Immerhin gelang es in der Zeit, in Zusammenarbeit mit der Wirtschaftsredaktion und dem wissenschaftlichen Beirat von attac ein wöchentliches ABC der Globalisierung erst in die Zeitung und dann in einer Buchpublikation auf den Weg zu bringen, der weitere globalisierungskritische ABCs von attac folgten. (Bis heute bekomme ich Weihnachtspäckchen mit dem taz Kalender und Bio-Leckereien). Wieder Jahre später nahm ich an einer taz Reise in die Zivilgesellschaft nach Kairo teil, kurz bevor der arabische Frühling dort kippte.

Dabei traf ich eine Frau aus einer Jahre zurückliegenden Frauenwohngemeinschaft wieder. Ihr Mann las im Bus öfter laut aus der auf sein Tablet geholten taz vor. Derzeit erwäge ich eine weitere taz Reise. Wie gesagt, die taz ist immer irgendwie da.