Agrarteil des Handelsabkommens Jefta: Die EU profitiert, Japan zahlt

Einer neuen Prognose zufolge werden EU-Bauern wegen des Abkommens mit Japan ihre Produktion steigern. Das geht auf Kosten japanischer Landwirte.

Schweinehälften hängen in einem Kühlhaus

Davon wird Japan mehr importieren: Schweinefleisch aus der Europäischen Union Foto: dpa

BERLIN taz | Viele europäische Bauern werden wegen des Freihandelsabkommens der EU mit Japan (Jefta) mehr produzieren, ihre japanischen Kollegen dagegen weniger. „Im Schweine- und Geflügelfleischsektor dehnt sich nach unseren Modellrechnungen die Produktion um gut 3 Prozent aus, während sie in Japan um knapp 14 Prozent sinkt“, sagte Janine Pelikan, Marktanalytikerin des bundeseigenen Thünen-Forschungsinstituts für Ländliche Räume, Wald und Fischerei, am Donnerstag der taz. Diese Zahlen beziehen sich auf die gesamte Schwein- und Geflügelbranche inklusive der Schlachtindustrie.

Die Analysen der Wissenschaftler zeigten zudem, dass die Rohmilchproduktion in Deutschland um etwas weniger als 1 Prozent zunimmt und in Japan um bis zu 3,4 Prozent fällt. „Insgesamt kann die Agrarproduktion der EU durch dieses Abkommen um 0,7 Prozent steigen“, so Pelikan. „Die Produktion in Japan geht bei fast allen Produkten zurück.“ Nur für Weizen gelte das nicht.

Durch Jefta würden sich die EU-Agrarexporte nach Japan hingegen verdoppeln bis nahezu verdreifachen. „Es wird wohl bei keinem Produkt nennenswerte Produktionseinbußen geben“, ergänzte Pelikan. Zwar erlaube das Modell des Thünen-Instituts nicht, nach Schweine- und Geflügelfleisch zu differenzieren. Aber da Japan bislang viel mehr Schweine- als Geflügelfleisch aus der EU importiere, werde wegen Jefta wohl vor allem die Schweineproduktion wachsen.

Solidarität mit japanischen Landwirten

Der Deutsche Bauernverband hat Jefta nicht bemängelt. Die ökologisch orientierte Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) bekräftigte nun aber ihre Kritik an Jefta trotz der erwarteten Produktionsausweitung in der EU. „Das heißt noch nicht, dass sich das Einkommen der Bäuerinnen und Bauern auf den Höfen verbessert. Für die Bauern ist es nicht wichtig, dass die Menge steigt, sondern sie brauchen mehr Wertschöpfung. Und das ist nicht automatisch sichergestellt“, sagte AbL-Handelsreferentin Berit Thomsen. Trotz der Exportorientierung der EU-Agrarpolitik würden die Preise für die Bauern immer öfter absacken. Zudem führe sie auch zu Handelsabkommen wie derzeit mit Neuseeland geplant, das wohl mehr Milchimporte von dort bringen würde.

Mehr Produktion tierischer Produkte würde möglicherweise auch dazu führen, dass noch mehr Nährstoffe aus den Exkrementen des Viehs in die Umwelt abgegeben werden und zum Beispiel das Grundwasser belasten, ergänzte Thomsen.

„Außerdem zeigen wir uns solidarisch mit den Bäuerinnen und Bauern in Japan. Die wird diese Exportpolitik treffen. Wir wollen nicht, dass wir hier eine Exportpolitik haben, die dort Strukturen zerstört“, so die AbL-Referentin. Das Land habe auch aufgrund von Jefta bereits begonnen, seinen Milchmarkt zu liberalisieren. „Das wird auch auf die Erzeugerpreise dort drücken. Und Japan hat eine sehr kleinstrukturierte Landwirtschaft, die damit nicht klarkommen wird.“

Vertreter der EU und Japan wollen Jefta am 11. Juli unterzeichnen. Es soll 2019 in Kraft treten und bis 2040 schrittweise umgesetzt werden, so dass die Zölle auf fast alle Produkte wegfallen. Ausnahmen sind bestimmte Agrarprodukte, doch auch hier erleichtert Japan den Handel. So soll die EU künftig keine Importzölle mehr auf Schweinefleisch zahlen müssen und mehr Milch zollfrei nach Japan liefern können. Die EU wird im Agrarbereich nach der Übergangfrist nur noch Zölle auf Obst und Gemüse, Reisprodukte und Produkte von Meeressäugern erheben.

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