Andreas Toba beim Deutschen Turnfest: Hambüchen ärgern

Es läuft gut für Turntalent Andreas Toba: Nach der deutschen Vizemeisterschaft im Mehrkampf kämpft er am Mittwoch beim Reckfinale um eine Medaille.

Talent: Andreas Toba könnte für das deutsche Turnen in den nächsten Jahren wichtig werden. Bild: dpa

MANNHEIM taz | Seinen siebten Mehrkampftitel gewann Fabian Hambüchen am Sonntag beim Deutschen Turnfest in Mannheim, seinen erste Vizemeisterschaft hingegen Andreas Toba. In der Maimarkthalle auf dem Turnfestplatz bejubelten die rund 5.000 zuschauenden Turnbrüder und -schwestern vor allem den bekanntesten und erfolgreichsten deutschen Turner.

Doch Andreas Toba blieb gelassen. „Fabi ärgern, das mache ich auch so ganz gern“, scherzte er auf die Frage, ob er Hambüchen im Wettkampf durch seine guten Leistungen habe ärgern wollen. „Es ist mir egal, wie weit Fabi weg ist“, sagte Toba, „mein Ziel ist, dass ich mein Zeug durchbringe.“ Toba hatte beim neuen Anfangselement seiner Barrenübung gepatzt, zufrieden war er also nicht – Vizemeisterschaft hin oder her.

Vater Marius fand den Fehler „nicht so dramatisch“, sein Sohn sei ja noch jung, das neue Element für die Zukunft wichtig, letztlich wichtiger als die Deutsche Meisterschaft. Marius Toba stand in Mannheim mit im Innenraum und doch ist diese Vater-Sohn-Beziehung nicht mit jener von Wolfgang und Fabian Hambüchen vergleichbar.

Denn Toba Senior legt Wert auf die Feststellung, dass er nicht Trainer seines Sohns ist, das ist Adrian Catanoiu vom Turn Klubb Hannover. „Ich versuche, mich nicht einzumischen“, sagt Marius Toba, „ich will, dass er selbstständig ist.“ Im Training ist er trotzdem häufig dabei – als Vater, aber nicht als Trainer, wie er betont. Adrian Catanoiu war schon der erste Trainer von Andreas in Hannover. Die Zusammenarbeit laufe wirklich „sehr gut“, die Fortschritte seien spürbar, urteilt der 22-Jährige selbst. Der Vater war auch damals immer mit in der Halle und das, weil er selbst noch trainierte.

Eleganter Turner, stabiler Mehrkämpfer

Marius Toba, Jahrgang 1968, nahm 1988 an den Olympischen Spielen teil, damals für Rumänien. 1990 kam er mit seiner Frau Livia, die damals schwanger mit Andreas war, nach Deutschland. Für sein neues Heimatland startete er dann 1992 und 1996 bei den Spielen. Vor genau zehn Jahren wurde Toba Senior zum letzten Mal Deutscher Meister an seinem Spezialgerät, den Ringen.

Im vergangenen Jahr hatte Toba Junior seinen ersten großen internationalen Einsatz und das gleich bei den Spielen in London. Bei der EM in Moskau im April fiel er durch seinen siebten Rang im Mehrkampffinale auch international positiv auf. Er ist nicht nur ein eleganter Turner, sondern vor allem ein stabiler Mehrkämpfer, und als solcher könnte er für das deutsche Turnen in den nächsten Jahren sehr wichtig werden. Denn Marcel Nguyen, der zweifache Silbermedaillengewinner von London, ließ am Sonntag noch offen, ob er bei der WM im Herbst an allen sechs Geräten starten wird; die kommenden Jahrgänge sind deutlich schwächer.

Die Chancen auf einen festen Platz im Team stehen für Andreas Toba daher mehr als gut. In Moskau wollte auch das rumänische Fernsehen ein Interview von dem perfekt zweisprachigen Hannoveraner mit zwei Pässen, schließlich war er besser als die rumänische Konkurrenz. Ein Wechsel käme für Toba nie in Frage: „Ich bin Deutscher“, sagt er mit mildem Lächeln, wenn die Frage auch nur im Raum steht.

Als Jugendlicher hat er häufig in Rumänien trainiert. Vater Marius erzählt dazu folgende Anekdote: Ihm sei immer klar gewesen, dass die rumänischen Trainingsmethoden, die er selber erlebt hatte, kein Vorbild sind. Andreas habe in jungen Jahren manches Mal gesagt, er habe keine Lust auf das Training. Also habe er ihn mit acht oder neun Jahren mal in ein Training in Rumänien gegeben: „Dann kam er aus der Halle und hat gesagt: Papa, ich werde nie mehr sagen, ich habe keinen Spaß!“

Andreas Toba ist ehrgeizig, er nimmt seine eigenen Fehler nicht locker hin, das sah man ihm auch am Sonntag an. Er sei sehr fleißig, urteilt Marius, man müsse ihn eher stoppen, denn motivieren im Training. Das sei bei ihm damals ähnlich gewesen. Andreas sieht nicht aus, als müsse er seinem Vater, der fast einen Kopf kleiner ist als er, etwas beweisen. Er hat seine eigenen Vorstellungen.

So verließ er zum Beispiel Ende 2012 die Sportfördergruppe der Bundeswehr, macht nun ein Freies Soziales Jahr und will dann studieren. „Ich wollte mich in diesem Zyklus einfach ein wenig weiterentwickeln, auch in persönlicher Hinsicht“, gab er als Motiv an. In turnerischer Hinsicht hat sich Andreas Toba, der heute auch noch im Reckfinale Medaillenchancen hat, im letzten Jahr zweifellos weiterentwickelt.

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