Angriff auf Muslima: Kopftuch bedeutete Schläge

Vier junge Männer verprügeln in Göttingen offenbar aus rassistischen Motiven eine junge Muslimin. Sie war schon zuvor Opfer von rassistischer Gewalt geworden. Die Täter werden noch gesucht.

Gegen den "Anti-Islamisierungskongress": Gegendemonstrantin am Mai 2009 in Köln. Bild: ap

BERLIN taz | Eine junge Muslimin ist am vergangenen Samstag in Göttingen von vier unbekannten Männern verprügelt worden. Die 24-jährige Medizinstudentin syrischer Herkunft erlitt bei dem offenbar rassistisch motivierten Angriff Schürfwunden und Prellungen, wie die Göttinger Polizei erst jetzt bekannt gab.

Nach Polizeiangaben war die junge Frau, die ein Kopftuch trug, auf dem Weg von der Universitätsbibliothek zu ihrem Auto, als sie auf einem Parkplatz von vier Männern Anfang zwanzig angepöbelt wurde. Ein Angreifer stieß sie zu Boden, ein zweiter trat ihr mehrfach in den Rücken. Das Opfer wurde von den Männern wegen ihres Kopftuchs und ihrer Herkunft rassistisch beleidigt. Außerdem hetzten die Angreifer, sie solle "endlich deutsch werden".

Dann entfernten sich die bisher unbekannten Täter, nach denen die Polizei jetzt fahndet. Sie waren kahlrasiert und trugen schwarze Kleidung. "Ob es sich tatsächlich um Neonazis handelt, wissen wir nicht", sagte Polizeisprecherin Jasmin Kaatz. Die Täter hätten keine szenetypische Kleidung getragen. Bisher meldeten sich keine Zeugen, auch wenn sich wohl zahlreiche Menschen in der Nähe aufhielten.

Die 24-Jährige offenbarte sich nach dem Angriff ihrer Mutter. Diese ist Mitglied im Braunschweiger Ausschuss für Integrationsfragen und meldete den Vorfall der Polizei. "Anfangs stand meine Tochter unter Schock, aber jetzt geht es wieder gut", sagte die Mutter der taz. "Sie versucht es zu verdrängen." Erst seit Mittwoch spreche die junge Frau offen über den Angriff. "Es ist nicht das erste Mal, dass meine Tochter von Rechtsextremen angegriffen wurde", so die Mutter weiter.

Der Vorfall ereignete sich am Rande einer Demo von Linksautonomen. Rund 1.500 Teilnehmer hatten am Samstag an den Tod der Studentin Cornelia Wessenmann vor 20 Jahren erinnert. Diese war im November 1989 nach Auseinandersetzungen zwischen Skins und Autonomen auf der Flucht vor Polizisten vor ein fahrendes Auto gelaufen und wurde dabei tödlich verletzt.

Nach Angaben der Polizei gibt es zwischen der Demonstration vom Samstag und dem Übergriff auf die junge Frau keinen direkten Zusammenhang, auch wenn der Tatort nur etwa 200 Meter vom Demonstrationszug entfernt gelegen ist. "Im Umfeld der Demo sind nach unseren Erkenntnissen keine Rechtsextremisten aufgetaucht", sagte Polizeisprecherin Kaatz. Auch das Opfer sei völlig unbeteiligt gewesen.

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