Anti-Rechts Festival in Jamel: Die Toten Hosen und ein Preis

Seit 2007 setzt ein Künstlerpaar in Jamel mit einem Festival ein Zeichen für Toleranz. Dafür wurde das Paar jetzt ausgezeichnet. Und die Toten Hosen traten auf.

Die Band Tote Hosen auf der Bühne

Keinen Bock auf Nazis: Die Toten Hosen in Jamel. Foto: dpa

JAMEL dpa/epd | Mit einem Besucherrekord ist das nichtkommerzielle Forstrock-Festival für Demokratie und Toleranz der Neonazi-Gegner Birgit und Horst Lohmeyer in Jamel bei Wismar am Samstagabend zu Ende gegangen. Gut zwei Wochen nach einem Brandanschlag kamen an beiden Festival-Tagen nach Angaben der Organisatoren insgesamt rund 1.400 Besucher, im Vorjahr waren es 650.

Und die erlebten eine Überraschung: Zu einem Spontanauftritt trafen am Samstagabend „Die Toten Hosen“ ein. „Wir wollen ein Zeichen setzen. Es ist eine Geste der Hochachtung für das, was die Lohmeyers hier leisten und für alle anderen, die sich nicht wegdrehen, wenn die Nazis Plätze für sich reklamieren“, sagte Frontmann Campino kurz nach Ankunft auf dem Forsthof des Künstlerpaars Birgit und Horst Lohmeyer.

Dass es in Deutschland Regionen gebe, in denen Rechtsextremisten nahezu ungehindert ihre Ideologie ausleben und auch mit Symbolen zeigen könnten, komme einer Bankrotterklärung des Rechtsstaats gleich, sagte Campino.

Auch Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig, Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsident Erwin Sellering und die Schweriner Landtagspräsidentin Sylvia Bretschneider (alle SPD) besuchten das Festival.

Unerschrocken gegen Nazis

Für ihr Engagement ist das Paar mit dem Georg-Leber-Preis für Zivilcourage der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt geehrt worden. Beide nahmen die Auszeichnung am Samstag beim Festival “Forstrock – Für eine bunte Welt“ in Jamel bei Wismar entgegen, das von ihnen seit 2007 organisiert wird. Das Ehepaar Lohmeyer stelle sich mit vorbildlicher Entschlossenheit den Rechtsextremen entgegen und lasse sich nicht einschüchtern, hieß es zur Begründung.

Birgit und Horst Lohmeyer mit ihrem Preis in der Hand

Ausgezeichnet: Birgit und Horst Lohmeyer. Foto: dpa

Seit 2004 lebt das Paar in dem Dorf in Westmecklenburg und sieht sich seither fortwährenden Anfeindungen durch dort lebende Neonazis ausgesetzt. Mitte August war die Scheune auf dem Forsthof in Flammen aufgegangen. Ermittler fanden Indizien für Brandstiftung und vermuten einen rechtsextremen Hintergrund. Der IG BAU-Bundesvorsitzende Robert Feiger forderte „null Toleranz“ im Umgang mit Rechtsextremisten. „Polizei und Justiz müssen bei rechtsextremer Gewalt entschiedener durchgreifen und die Taten energischer verfolgen“, mahnte er, auch unter Hinweis auf den Fall in Jamel.

„Es ist ermutigend, dass sich Birgit und Horst Lohmeyer so unerschrocken gegen die neuen Nazis stellen“, würdigte Feiger das Engagement der Eheleute. Beide gäben ein Beispiel dafür, dass es anders geht, als zu verharmlosen und sich wegzuducken. Das Künstlerehepaar stelle sich auch mit dem jährlichen Rockfestival gegen die Vereinnahmung ihres Wohnorts durch Neonazis.

Für ihr Engagement gegen rechte Gewalt und Intoleranz waren die Eheleute 2011 bereits mit dem Paul-Spiegel-Zivilcourage-Preis des Zentralrats der Juden in Deutschland ausgezeichnet worden. 2012 folgte der Bürgerpreis der deutschen Zeitungen. Birgit Lohmeyer zeigte sich dankbar für die neuerliche Auszeichnung und die bundesweite Welle der Solidarität, die sie und ihr Mann besonders seit dem Brandanschlag erlebten. Das sei eine weitere Ermutigung, sich nicht dem Nazi-Terror zu beugen.

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