Der Keybord-Pionier

Jazz-Großmeister Joe Zawinul tritt im Modernes auf

Es gibt keinen europäischen Jazzer, der sich gleichermaßen im US- amerikanischen Jazzbusiness etablieren konnte wie der Österreicher Josef „Joe“ Zawinul. Bereits 1958 ging der inzwischen 70-jährige Pianist in die USA, wo er sich relativ schnell einen Namen machen konnte und schon bald Jazzgeschichte schrieb. Nachdem er zunächst als Sideman Dinah Washingtons arbeitete, trat er in die Band des Tenorsaxophonisten Cannonball Adderley ein. Die von Zawinul für die Adderley Band geschriebenen Kompositionen „Mercy, Mercy, Mercy“, „Country Preacher“ oder „Walk Tall“ wurden nicht nur Hits der Souljazz-Ära, sie machten die Band auch zu einer der führenden Gruppen dieses Stils. Inzwischen sind sie Klassiker des Great American Songbooks.

Auch als Pianist von Miles Davis während dessen stilbildenden Umschwungs zum Electric Jazz der Jahre 1969/70 spielte Zawinul eine entscheidende Rolle. Beispielsweise stammt das Titelstück der legendären LP „In a silent way“ von Zawinul. Schließlich entwickelte er den mit Davis eingeschlagenen Weg konsequent weiter. Zusammen mit Wayne Shorter war Zawinul Mitbegründer und Motor der Fusionband Weather Report, einer der erfolgreichsten Jazzbands der Geschichte und stilistischer Orientierungspunkt für Generationen von Jazzern. Der schnell zur Erkennungsmelodie der Band avancierte Hit “Birdland“, dem bekannten New Yorker Jazzclub gewidmet, wurde ebenso von ihm geschrieben wie viele andere Kompositionen, die inzwischen zum Standard- Jazzrepertoire gehören.

Zawinul war zudem einer der ersten Pianisten, die das Keyboard in den Jazz einführten. Bereits die 1966 aufgenommene Souljazzhymne „Mercy, Mercy, Mercy“ hatte er auf einem elektrischen Wurlitzer-Piano eingespielt. Seit der Auflösung von Weather Report arbeitete der Wiener mit wechselnden eigenen Gruppen, dabei konnte er bisher so ganz an die alten Erfolge nicht anknüpfen. Allerdings stellt sein 2000 erschienenes Album „Mauthausen – vom großen Sterben“, den Opfern des Holocaust gewidmet, ein beeindruckendes musikalisches Mahnmal dar.

Zumindest für Bremer Jazzfans ist der Auftritt im Modernes eine einmalige Gelegenheit, einen ganz Großen des Jazz live zu erleben. Der mehrmalige Grammy- und Downbeat-Poll-Gewinner kommt mit seinem Syndicate, das sind: Manolo Badrena (perc, voc), Amit Chatterjee (g, voc), Etienne Mbappé (b), Paco Sery (dr) und Sabine Kabongo (voc), nach Bremen, um sein jüngstes Album „Faces & Places“ vorzustellen.

Arnaud

Sonntag (10.11., 20 Uhr) im Modernes. Die taz verlost 10 Karten: Heute um 16 Uhr unter ☎ (0421) 321 353 anrufen