Mobilität für grüne Individualisten

Firma testet den Verleih lärmarmer Elektroroller. Interessenten sollen beim Kauf komplett auf Ökostrom umsteigen

Die Zeit der Start-up-Unternehmen ist noch nicht vorbei. Norman Heeg und Dag Schulze von der solarmove GmbH Berlin wagen den Versuch, BerlinerInnen mit umweltfreundlichen Elektrorollern mobil zu machen. Diese düsen lärmarm und abgasfrei durch die Stadt. Damit die Abgase bei der notwendigen Stromproduktion nicht andernorts anfallen, sollen die Roller möglichst Ökostrom tanken.

Sein persönliches Urteil kann der Zweiradpilot sich beim Testverleih auf der Oranienburger Straße 32 bilden. Noch bis zum 2. Juli gibt es dort für 15 Mark pro Stunde einen frisch geladenen „Null-Emissions-Roller“, wie Norman Heeg erklärt. Mit maximal 45 Kilometern pro Stunde kullert das Elektromobil dann 45 Kilometer weit, einmal zur Stadtgrenze und zurück. Danach muss die Batterie wieder für fünf Stunden ans Ladegerät. Und das sollte mit „grünem Strom“ betrieben sein, sagt Heeg, damit für den Betrieb der Elektroroller nicht ein Gramm Kohlendioxid in die Luft geblasen wird.

Diesen Idealzustand erreichen die Rollerfahrer aber nur, wenn Ökostrom aus der heimischen Steckdose fließt. Daher will solarmove ein Komplettangebot machen: Fahrzeug inklusive Stromliefervertrag mit der Naturenergie AG Grenzach-Wyhlen. Der Kunde stellt seinen Haushalt dann vollständig auf Strom um, der nach Angaben des Unternehmens aus überwiegend regenerativen Energiequellen stammt.

Beim Kauf der ersten 1.000 Fahrzeuge inklusive Liefervertrag soll ein Preisnachlass von je 300 bis 1.000 Mark die Kundenentscheidung erleichtern. Normalpreise der Roller: 4.000 bis 5.000 Mark. Die Laufzeit für den Stromliefervertrag beträgt zwei Jahre, normalerweise. In den nächsten Tagen abgeschlossen, ist der Vertrag jederzeit mit Monatsfrist kündbar, da „der Stromlieferant noch nicht auf die neuen Verträge umgestellt hat. Ein Verwaltungsproblem“, erklärt Dag Schulze die unbeabsichtigte Vergünstigung.

Laut Einschätzung des Umweltverbandes BUND ist die Naturenergie AG Marktführer bei den reinen Ökostromanbietern in Deutschland. Der Haken: In die neuen Bundesländer liefert das Unternehmen nicht. Der subventionierte Braunkohlestrom habe außerhalb Berlins Vorrang, informiert ein Firmensprecher.

Die Verleihroller in den Heckmann-Höfen werden mit herkömmlichem Strom geladen. „So schnell konnten wir den Lieferanten nicht wechseln“, bedauert Schulze. Demnächst soll es sogar ein Ökostrom-Kickboard geben, dafür ringt Schulze noch um die Straßenverkehrszulassung.

TILMAN STEFFEN