Museumsinsel auf Schlingerkurs

Die geplante Fertigstellung der Museumsinsel 2010 ist nicht zu schaffen: Beteiligten ist schon jetzt klar, dass mindestens zwei Jahre angehängt werden müssen. Bundesamt für Raumordnung spielt 30 bis 40 mögliche Umbauszenarien durch

Peter-Klaus Schuster, Generaldirektor der Staatlichen Museen: „Das Geld wird fließen.“

von TILMAN STEFFEN

Der Zeitplan für Renovierung der Museumsinsel bröckelt. „Schon auf Grund der ständigen Umplanungen“ seien die Arbeiten nicht wie geplant bis zum Jahr 2010 abzuschließen, erfuhr die taz beim Bundesamt für Raumordnung und Städtebau. Mindestens zwei Jahre mehr Bauzeit seien wahrscheinlich. Bereits jetzt bestehe ein Planungsverzug von einem halben Jahr.

Die Behörde organisiert den Bauablauf im Auftrag der Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Nach deren Masterplan soll der kulturgeschichtliche Nabel Berlins bis 2010 renoviert sowie die Museen mit diversen Zwischenbauten verbunden werden. Geschätzte Kosten: rund drei Milliarden Mark. Bund und Land sollen jeweils die Hälfte zahlen, allein dieses Jahr je 110 Millionen. Als jetzt bekannt wurde, dass vom Landesanteil 2001 immer noch 55 Millionen fehlen, drohte Stiftungspräsident Klaus-Dieter Lehmann mit einem Baustopp. Kultursenator Christoph Stölzl (CDU) gab nach und sicherte ausstehende Summen in letzter Minute zu.

Doch der Burgfrieden bleibt unsicher: Welcher Bauabschnitt wann mit welchen Geldern ausgeführt werden soll, wird hinter den Kulissen ständig umgeplant. Das Bundesamt für Bauwesen spielt derzeit 30 bis 40 variable Szenarien durch. Erst am Mittwoch traf Stiftungspräsident Lehmann auf der Baustelle mit dem Bundesamtschef und der Bundesrechnungshofpräsidentin zusammen. Nun wird der Eingangsbau zum Neuen Museum möglicherweise weiter aufgeschoben, da er „ohne das Museum selbst keinen Sinn macht“, heißt es aus der Behörde. Das Portal soll mit EU-Geldern finanziert werden. Der Senat hatte bereits jetzt mit einem Großteil der Summe gerechnet. Die fließt aber erst nach Baubeginn.

Der Kultursenator habe in einer der ersten Stiftungsratssitzungen Finanzsicherheit zugesagt, erklärt der Generaldirektor der Staatlichen Museen, Peter-Klaus Schuster. Er verteidigt den Masterplan, wenngleich dieser durch die fehlenden Millionen schon im zweiten Jahr seiner Ausführung in Straucheln geriet: „Stölzl hat dem Land den Herzog’schen Ruck versetzt, das Geld wird fließen“, gibt er sich optimistisch. Doch auch er räumt eine Verzögerung des Bauzeitplanes ein.

Bundesamt für Raumordnung: „Wirspielen 30 bis 40 variableSzenarien durch.“

„Zehn Jahre sind zu schaffen“, hält der Sprecher der Finanzverwaltung, Klaus Dittko, dagegen. Es sei eine Frage der Auslegung des Masterplans. Für die Geldverwendung seien der Kultursenat und die Stiftung verantwortlich. Deren Präsident mache neben der fairen Verhandlung jetzt öffentlich Druck, kommentierte Dittko senatskritische Meldungen. Der Nachtragshaushalt 2001 soll nun neben dem Ertragsausfall der Berliner Bankgesellschaft und fehlenden Darlehensrückflüssen auch noch die Museumsmillionen verkraften.

Ursprünglich wollte der Bund übergangsweise für den Berliner Fehlbetrag aufkommen. Nach Bekanntwerden der Pläne für einen Landesnachtragshaushalt machte das Finanzministerium jedoch einen Rückzieher. „Nur unabwendbare Mehrbelastungen“ würden übernommen. Die kultur- und finanzpolitischen Sprecher der Grünen sehen das anders: Stölzl habe vergessen, sich die Bundesfinanzierung ausreichend zu sichern. Der CDU-Finanzexperte Alexander Kaczmarek kritisierte gestern: „Wir müssen uns auf einmal schriftlich festgelegte Zusagen verlassen können, sonst gibt es keine Planungssicherheit.“