Frauen als Verlierer bei der Jobsuche

Mit 3,6 Millionen waren im November mehr Menschen arbeitslos als im Oktober – aber weniger als im Vorjahr

NÜRNBERG taz ■ Zum ersten Mal nach fünf Monaten ist im November die Zahl der Arbeitslosen gegenüber dem Vormonat wieder leicht gestiegen. 3,645 Millionen sind jetzt ohne Job, das sind 34.200 mehr als im Oktober, aber der niedrigste November-Stand seit 1995. Bernhard Jagoda, Präsident der Nürnberger Bundesanstalt für Arbeit (BA), führt den Anstieg „im Wesentlichen auf jahreszeitliche Einflüsse zurück“.

Trotz leichter Abschwächung der Konjunktur sei, so Jagoda, das Wirtschaftswachstum „stark und robust genug, um den Arbeitsmarkt weiter zu beleben“. Er widersprach Politikern der Unionsparteien, die Monat für Monat lediglich demografische Faktoren für die günstige Entwicklung verantwortlich machen.

Derzeit liegt die Zahl der Arbeitslosen um 255.500 unter dem Vorjahresniveau und die Erwerbstätigkeit hat mit insgesamt 39 Millionen den höchsten Stand seit 1990 erreicht.

Jedes Jahr im November steigt die Zahl der Arbeitslosen in den Branchen Bau, Landwirtschaft, Verkehr, Hotel und Gastronomie. So kletterte die Arbeitslosenzahl im Westen jetzt um 17.400 auf 2,359 Millionen und im Osten um 16.800 auf 1,285 Millionen. Die Arbeitslosenquote in den neuen Ländern ist mit 16,3 Prozent mehr als doppelt so hoch wie in den alten (7,2).

Bereinigt um solche saisonalen Effekte hat sich die Arbeitslosigkeit in diesem November bundesweit um 15.000 verringert. Obwohl im Osten der Einsatz arbeitsmarktpolitischer Instrumente erheblich stärker zurückgefahren wurde als zu dieser Jahreszeit üblich, hat dort die saisonbereinigte Arbeitslosigkeit nur geringfügig zugenommen. „Damit könnte sich auch in den neuen Ländern eine Änderung zum Besseren ankündigen“, formulierte BA-Präsident Jagoda vorsichtig.

Die Verlierer auf dem Arbeitsmarkt sind eindeutig die Frauen. Mit 18,0 Prozent liegt die Arbeitslosenquote der Frauen um 3,2 Prozent über der der Männer. 41,6 Prozent der arbeitslosen Frauen waren zudem länger als ein Jahr arbeitslos, bei den Männern sind es 28,1 Prozent.

Bundesweit haben es die älteren Arbeitnehmer besonders schwer. Inzwischen ist jeder dritte Arbeitslose 50 Jahre und älter. Diese Altersgruppe ist häufig von Langzeitarbeitslosigkeit bedroht. Ende November waren 56 Prozent der über 50-Jährigen bereits mehr als ein Jahr arbeitslos, gegenüber 26 Prozent bei Arbeitslosen unter 50 Jahren. „Alter ist noch immer ein wesentliches Einstellungshindernis“, beklagte BA-Chef Jagoda.

BERND SIEGLER