Ostler noch viel arbeitsloser

Im Westen kommen die Städte mit der höchsten Arbeitslosigkeit auf eine Quote von13 Prozent. Im Osten fängt man da mit dem Zählen erst an, belegt die Bundesanstalt

NÜRNBERG taz ■ Den „stärksten Rückgang der Arbeitslosigkeit in einem Oktober seit der Wiedervereinigung“ und den „höchsten Stand der Erwerbstätigen seit Anfang 1991“ konnte der Präsident der Nürnberger Bundesanstalt für Arbeit, Bernhard Jagoda, gestern vermelden.

Im Schatten der Rekordzahlen rund um die aktuellen Arbeitslosenzahlen von 3,61 Millionen und einer Arbeitslosenquote von 8,9 Prozent stehen jedoch wie auch in den Monaten zuvor die neuen Länder. Die Schrumpfung der Bauwirtschaft und des öffentlichen Dienstes überlagern dort die positiven Entwicklungen in der Industrie.

So ist es auch kein Wunder, dass trotz der Rekordzahl von 38,72 Millionen Erwerbstätigen in ganz Deutschland im Osten die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung binnen Jahresfrist um 126.000 abgenommen hat. Der Westen glänzt mit einer Zunahme um 473.000. Auch bei der Entwicklung der Arbeitslosigkeit bietet der deutsche Arbeitsmarkt ein gespaltenes Bild. 2,34 Millionen Arbeitslose im Westen bedeuten 248.100 weniger als ein Jahr zuvor. Im Osten dagegen sank die Arbeitslosigkeit binnen Jahresfrist nur um 24.200 auf derzeit 1,27 Millionen.

Die Arbeitslosenquote in den neuen Ländern ist mit 16,1 Prozent mittlerweile mehr als doppelt so hoch wie in den alten (7,1 Prozent). Die regionalen Unterschiede sind dabei gravierend. Während im bayerischen Freising mit 2,3 von Vollbeschäftigung gesprochen werden kann, rangiert in Deutschland-West Gelsenkirchen mit 13,4 Prozent am Ende der Skala. In solchen Größenordnungen aber fangen erst die Spitzenreiter in Deutschland-Ost an: Suhl und Plauen mit 11,7 und 12,1 Prozent. Schlusslichter sind Neubrandenburg und Dessau mit 20,5 und 21 Prozent. Für den Fall, dass die Zahl der Arbeitslosengeldempfänger im Jahresdurchschnitt 2001 um 100.000 und damit die Gesamtzahl der Arbeitslosen um rund 200.000 sinkt, stellte Jagoda eine Senkung der Beitragssätze der Arbeitslosenversicherung in Aussicht. Derzeit liegt der Satz bei 6,5 Prozent. „Das wäre dann der glücklichste Tag meiner Präsidentschaft in Nürnberg“, betonte Jagoda. BERND SIEGLER