Laptop-Altar: Expo & Technologie

Da die fluoreszierenden Quallen-Gen-Kartoffeln ausfallen, müssen sich Besucher mit Kartoffeln ganz anderer Art begnügen: In Halle 4 kreist ein Schwarm Roboter durch die Gegend, um das Thema „Wissen, Information, Kommunikation“ zu veranschaulichen. Dank ihrer Formgebung (halbrunde Kuppeln) werden die Dinger intern Kartoffeln genannt. In blaues Licht getaucht, wirbeln sie mal einzeln, mal zusammengerottet zwischen den Besuchern, unter ihrer Haube aus durchsichtigem Kunststoff zeigen sie Bilder und kleine Filme.

Gentechnologie wird auch in Halle 7, im Themenpark „Mensch“, erläutert. Auf einem Klingelbrett, das solchen in Mietshäusern nachempfunden ist, können menschliche Eigenschaften „angeklingelt“ werden. Abhängig davon, ob es sich dabei um vererbte oder nicht nur genetisch determinierte Eigenschaften handelt, erhält der Besucher eine unterschiedliche Antwort. In einem Würfel steht ein Drucker, der auf einer Endlospapierschleife den genetischen Code ausdruckt, eine unendliche Folge der Buchstaben A, T, C und G. Eine Telefonzelle dient zur Veranschaulichung des gläsernen Patienten: Auf einer Chipkarte sind genetische Daten gespeichert, die auch von noch nicht ausgebrochenen Krankheiten berichten.

In Halle 7 geht es auch um Erkenntnisse der Hirnforschung: Zwei Mädchen bauen einen Turm, die Besucher sehen, wie sich ihre Neuronenverschaltungen im Gehirn unterschiedlich entwickeln. Auf diesem Weg soll die Entstehung der menschlichen Individualität dokumentiert werden. Die Schlafforschung ist mit einem schlichten Exponat vertreten: In der Ausstellung „Mensch“ schläft ein solcher.

Originellerweise hat sich auch die Chemieindustrie mit ihrem Beitrag im Themenpark „Mensch“ angesiedelt: „Das Leben ist Chemie“. Die Besucher fahren in computergesteuerten Zügen durch eine 280 Meter lange Röhre, die in einer Höhe von zweieinhalb Metern durch die Halle führt. Im ersten Abschnitt der Reise werden biochemische Prozesse erläutert, im „Theater der Errungenschaften“ demonstrieren Effekte den Beitrag der Chemie für mehr Lebensqualität im letzten Jahrhundert. Am Ende der Fahrt steht die „Sinfonie des Lebens“: Das Miteinander von Mensch, Natur und Chemie findet auf einer Großleinwand statt.

Im Themenpark „Energie“ (Halle 5) ist eine begehbare Brennstoffzelle zu durchwandern. Die drei Meter hohe Zelle soll dem Publikum den Hoffnungsträger der Energiewirtschaft ans Herz legen. Das Prinzip: Durch chemische Reaktion von Wasserstoff mit dem in der Luft enthaltenen Sauerstoff entstehen in der Brennstoffzelle elektrische Energie und Wärme. Beide Energieformen können direkt genutzt werden. Mehr als 75 Prozent der eingesetzten Energie (gegenüber 25 Prozent beim Motor eines Autos) lassen sich in Nutzenergie umwandeln. Und hinten raus kommt Wasserdampf. Zum Thema Erdgas werden in der gleichen Halle Emissionsrekorde angestrebt: Das „Gasflammenorchester“ funktioniert ähnlich einer Wasserorgel: Statt Wasser zischen Gasfontänen zur Musik aus den Düsen. Die so genannten heißen Rhythmen werden endlich wahr.

Im „Garten der essbaren Genüsse“ (Themenpark „Ernährung“, Halle 6) demonstriert ein vertikales Feld voller Frucht- und Gemüsepflanzen, dass moderne Produktionsmethoden in Zukunft die Erzeugung von Nahrungsmitteln auch ohne Boden erlauben. Gleich daneben werden die Speiseabfälle des Hallenrestaurants zu Kompost verarbeitet. Außerdem gibt es einen „unendlichen Tisch“ als Kochstätte und Bühne sowie einen „Laptop-Altar“ als zeremoniellen Ort. MARTIN REICHERT