Das Portrait
: Von Schulbank zu Weltbank

■ Mamphela Ramphele

„Historisch“ nannte ihr künftiger Chef, Weltbankpräsident James Wolfensohn, ihre Ernennung. Historisch, weil erstmals eine Afrikanerin in die Führungsetage der Bank geholt wird, historisch auch, weil die Südafrikanerin Mamphela Ramphele ein neues Ressort zu Gesundheit, Bildung und sozialen Fragen leiten soll. Mit der neuen geschäftsführenden Direktorin – einer von insgesamt vier – soll ein neues Entwicklungskonzept für die Weltbank entwickelt werden. „Die menschliche Seite von Entwicklungsfragen hat die Bank bisher sträflich vernachlässigt“, sagte die 51-Jährige nach ihrer Ernennung. „Ich verstehe meine Arbeit so, dass das in Zukunft anders sein wird.“

Ramphele, die frühere Lebensgefährtin des Gründers der Black-Consciuosness-Bewegung, Steve Biko, ist keine bequeme Ernennung. Ihre Feinde in Südafrika werfen ihr vor, arrogant, taktlos und „rücksichtsvoll wie ein Bulldozer“ zu sein. Ihre Anhänger hingegen rühmen sie als Visionärin. Seitdem sie vor drei Jahren zur Rektorin der Universität von Kapstadt (UCT) ernannt wurde – als erste Frau und erste Schwarze in der Geschichte der südafrikanischen Universitäten –, gehört sie zu den einflussreichsten Frauen in Südafrika.

Mamphela Ramphele, aus dem Anti-Apartheid-Kampf an die Spitze der Weltbank Foto: Archiv

Ramphele, die in einem bettelarmen Dorf im Norden Südafrikas aufgewachsen ist, wurde in den 70er Jahren Aktivistin und Ärztin im Ostkap. Dort lernte sie auch Steve Biko kennen, mit dem sie einen gemeinsamen Sohn hat, obwohl beide zu der Zeit anderweitig verheiratet waren. In den 80er Jahren verbannte sie das Regime in ein Township mehr als 1.000 Kilometer entfernt.

1991 wurde sie bereits zur stellvertretenden Rektorin der UCT ernannt. Unbeirrt vom Protestgeschrei der Weißen, räumte sie an der Universität gründlich auf. Unter weißen Dozenten und Professoren, die durchaus Sympathien für die neue schwarze Regierung hatten, hat sie es sich damit auf Lebenszeit verscherzt.

Wenn sie im kommenden Jahr nach Washington zieht, ist sie entschlossen, ebenso unbeirrt ihre Vorstellungen umzusetzen. „Natürlich gibt es viele Leute, die meinen Entschluss, ausgerechnet zur Weltbank zu gehen, kritisieren“, sagt sie. „Ich aber glaube, dass es wichtig ist, dass wir an der Transformation von solchen Institutionen aktiv mitarbeiten. Wenn wir darauf warten, dass sie es von allein tun, können wir lange warten.“

Kordula Doerfler