Abschiebung verschoben

■ Bayern wartet auf Bonner Entscheidung

Nürnberg (taz) – Das Bundesinnenministerium soll entscheiden, ob Flüchtlinge, die sich gegen ihre Abschiebung wehren, wieder mit Hilfe des Bundesgrenzschutzes in ihr Herkunftsland ausgeflogen werden. Nach dem Tod eines Sudanesen vor dem Flug von Frankfurt nach Kairo Ende Mai hatte Innenminister Otto Schily einen Abschiebestopp bis zum Ende einer gründlichen Prüfung verfügt.

Der seit neun Monaten in Nürnberg in Abschiebehaft sitzende Sudanese Fathelrahman Abdallah hatte daraufhin neue Hoffnung geschöpft. Obwohl er im Sudan als Mitglied der Oppositionspartei DUP nach eigenen Angaben verfolgt und gefoltert worden war, verweigerte ihm das Bundesamt den Asylstatus. Dreimal hatte sich Abdallah gegen seine Abschiebung so heftig gewehrt, daß er wieder ins Gefängnis zurückgebracht wurde. Der nächste Abschiebetermin war für heute geplant. Nach Angaben des bayerischen Innenministeriums wird die Abschiebung nun voraussichtlich ausgesetzt. „Wir wollen auf die Entscheidung des Bundes warten“, sagte Sprecher Christoph Hillenbrand. Ihm zufolge solle das zuständige Nürnberger Ausländeramt beim Amtsgericht eine Verlängerung der Abschiebehaft für den 27jährigen beantragen. Er solle nicht in Begleitung bayerischer Beamter ausgeflogen werden.

Das Land Hessen schiebt dagegen ungeachtet des vorläufigen Abschiebestopps durch den Bund in eigener Regie ausländische Straftäter in Begleitung hessischer Polizeibeamter ab. Das teilte das Innenministerium in Wiesbaden am Freitag mit. Bernd Siegler