Gerettet. Wie weiter?

■ Die Vertriebenen, die in den letzten Tagen Makedonien erreicht haben, werden jetzt weitergeschickt. Deutschland wird zehntausend von ihnen aufnehmen. Gestern kamen die ersten in Nürnberg an. Sie werden in ganz Bayern

Die Vertriebenen, die in den letzten Tagen Makedonien erreicht haben, werden jetzt weitergeschickt. Deutschland wird zehntausend von ihnen aufnehmen. Gestern kamen die ersten in Nürnberg an. Sie werden in ganz Bayern verteilt – und mit 80 Mark monatlich ausgestattet.

Gerettet. Wie weiter?

Als gestern um 17.10 Uhr ein Airbus der Bundesluftwaffe auf dem Rollfeld des Nürnberger Flughafens landete, betraten die ersten 57 Flüchtlinge aus dem Kosovo deutschen Boden. Sie waren um 14 Uhr in der makedonischen Hauptstadt Skopje gestartet.

Fünf weitere Flüge mit noch einmal rund 550 Flüchtlingen in zum Teil gecharteten Flugzeugen der Gesellschaften Eurowings und Jaro International sollen bis heute morgen um 2 Uhr folgen. Die Lufthansa hatte einen Transport von Flüchtlingen aus Sicherheitsgründen abgelehnt.

Mit den sechs Flügen nach Nürnberg ist der Transport des ersten Kontingents, das nach Angaben des bayerischen Innenministeriums vorwiegend Frauen, Kinder und Verletzte umfaßt, abgeschlossen. Insgesamt werden nach Informationen des Bundesinnenministeriums rund 10.000 Flüchtlinge nach Deutschland kommen und nicht 40.000, wie ein Nato-Sprecher zuvor verkündet hatte.

In Bayern liefen die Vorbereitungen für die Unterbringung auf Hochtouren. Entsprechend des im Asylverfahren geltenden Verteilungsschlüssels wird der Freistaat 14 Prozent, also 1.400 der 10.000 Flüchtlinge aufnehmen.

Nachdem sie von der Staatssekretärin in Bundesinnenministerium, Cornelia Sonntag-Wolgast, und dem Staatssekretär im bayerischen Sozialministerium, Joachim Herrmann, begrüßt worden waren, wurden die Verletzten und Kranken sofort nach ihrer Ankunft in Nürnberg auf die darauf vorbereiteten Krankenhäuser in der Region verteilt. Erste Anlaufstation für die Gesunden war die in zwei ehemaligen Arbeiterwohnheimen der Firma Grundig untergebrachte Landesaufnahmestelle für Aussiedler, in die die Flüchtlinge unmittelbar nach der Landung mit Bussen gebracht wurden.

Die beiden 15geschossigen Hochhäuser unweit des Reichsparteitagsgeländes und des Club-Stadions verfügen über etwa 1.000 Betten. Nachdem der Zuzug von Spätaussiedlern in den letzten Monaten erheblich zurückgegangen ist, hatten die meisten Zimmer in dem Übergangswohnheim leergestanden.

„Die Menschen in der Krisenregion sollen wissen, daß wir sie nicht allein lassen“, hatte Bayerns Sozialministerin Barbara Stamm vorgestern betont und damit die Bereitschaft zur Aufnahme des ersten größeren Kontingents von Flüchtlingen aus dem Kosovo bekundet. Seitdem liefen die Vorbereitungen für die Aufnahme der neuen Bewohner.

Matratzen wurden geschleppt, alle verfügbaren Dolmetscher zusammengetrommelt, die Küche mit entsprechenden Lebensmitteln ausgestattet und die Logistik für die medizinische und betreuerische Erstversorgung durch Mitarbeiter der Caritas und des Diakonischen Werkes sowie die Identitätserfassung aufgebaut. Diese sollte heute morgen zusammen mit der Auszahlung des den Flüchtlingen zustehenden Barbetrags von 80 Mark monatlich durch das Nürnberger Sozialamt erfolgen.

In den beiden Hochhäusern werden die Flüchtlinge jedoch nur wenige Tage bleiben, kündigte das für die weitere Verteilung zuständige bayerische Sozialministerium an. Auch hier greift man auf den üblichen Verteilungsschlüssel für ausländische Flüchtlinge für die sieben bayerischen Regierungsbezirke zurück. So werden etwa 31,9 Prozent in Flüchtlingswohnheimen in Oberbayern, 15,3 Prozent in Schwaben und 9,8 Prozent in der Oberpfalz untergebracht.

Schließlich soll in der Aufnahmestelle in Nürnberg genügend Platz für das zweite Kontingent aus etwa 800 weiteren Flüchtlingen sein, womit Bayern dann mit insgesamt 1.400 Flüchtlingen seine „Schuldigkeit“ getan hätte. „Wir werden aber nicht sagen, dieses oder jenes Bett muß unbedingt freigemacht werden“, beschwichtigte Elisabeth Häusler, Sprecherin des bayerischen Sozialministeriums. Man wolle vielmehr besonders darauf achten, daß „keine Familie getrennt“ werde. Bernd Siegler, Nürnberg