Bankchef spricht gewerkschaftlich

■ Kopper gegen Shareholder-Value-Konzept

Berlin (taz) – Der scheidende Chef der Deutschen Bank, Hilmar Kopper, hat dem Rambo-Kapitalismus eine Absage erteilt. In seinem „letzten öffentlichen Auftritt“ (Kopper) erklärte der Bankmanager dem Konzept des Shareholder Value eine Absage: „Die Aktie darf nicht gegen die Arbeit ausgespielt werden.“ Die Deutsche Bank spreche deshalb auch statt vom „Shareholder“ vom „Stakeholder-Value“ – Stakeholder sind alle, die ein Interesse am Unternehmen haben.

Kopper warb in der ehemaligen ostdeutschen Gewerkschaftszentrale des FDGB, die die Deutsche Bank gekauft hat, für Innovation und Subventionsabbau. „80 Prozent der Arbeitslosigkeit ist strukturell bedingt.“ Das Geld sei in Kohle, Stahl und Werften statt in die Informationsgesellschaft gesteckt worden.

Die Banken seien aber nicht schuld am fehlenden Gründerboom. „Wir haben über drei Millionen Mark in Ostdeutschland investiert“, rechtfertigt sich Kopper, „Investitionsvorhaben scheitern nicht daran, daß wir auf dem Geld sitzen.“ In die neue Zentrale in Berlin investierte die Deutsche Bank 460 Millionen Mark: 310 Millionen Mark kostete das Gebäude, 150 Millionen die Modernisierung.

Gefordert sei der Gesetzgeber, sagt Kopper: „Geben Sie dem Zahnarzt doch die Chance, nicht in rostige Container oder saure Wiesen im Osten zu investieren.“ Risikokapitalgesellschaften müßten gefördert werden. „Geld ist genug da in diesem Land.“ ten