Atommüll heimatlos

■ Geplantes unterirdisches Atomlager im britischen Sellafield nicht sicher

Berlin (AFP/taz) – Das geplante unterirdische Lager für Atomabfälle in Sellafield im Nordwesten Großbritanniens ist nach Ansicht der königlichen Aufsichtsbehörde für Umweltschutz (HMIP) nicht sicher. Aus dem Lager könnte langfristig über das Grundwasser Radioaktivität entweichen und die Provinz Cumbria und über den Fluß Irt auch die Irische See verseuchen, heißt es in zwei Studien der HMIP, aus der die Zeitung Independent on Sunday zitierte.

In Sellafield an der Irischen See steht eine Wiederaufbereitungsanlage für Atommüll. Dort wird auch Atommüll aus deutschen Atomkraftwerken wiederaufgearbeitet. In dem Lager sollten 275.000 Kubikmeter Restabfälle für Tausende von Jahren gelagert werden. Mit dem Bau der umgerechnet rund 4,8 Milliarden Mark teuren Anlage sollte noch im Februar begonnen werden. Die entsprechende Entscheidung trifft Umweltminister John Gummer, der das Projekt nun noch einmal überprüfen wird.

Den Angaben zufolge arbeiteten die Wissenschaftler der Planungsfirma Nirex mit einem zweidimensionalen Modell von dem unterirdischen Lager. Unabhängige Wissenschaftler hätten dies als vereinfachend bezeichnet. Zudem habe die Firma Informationen über mögliche Auswirkungen auf die Umwelt bei der öffentlichen Anhörung zurückgehalten. Dies sei erst bei einem Gerichtsverfahren herausgekommen, das die Umweltschutzorganisation „Friends of the Earth“ angestrengt hatte. Nirex bestritt diese Vorwürfe. Die Firma habe mit zwei- und dreidimensionalen Modellen gearbeitet und zugegeben, daß Radioaktivität austreten könne – allerdings erst in 25.000 Jahren und in Werten, die noch unter den in der Natur vorkommenden lägen.

In der Umgebung von Sellafield hatten sich in den vergangenen Jahren die Leukämiefälle gehäuft. Wissenschaftler bringen diese Krebsfälle mit der Wiederaufbereitungsanlage in Verbindung. Auch die irische Regierung hatte immer wieder gegen die Einleitung strahlender Substanzen aus der Wiederaufbereitungsanlage in die Irische See protestiert. ten