■ Daumenkino
: Die Mediocren

Zunächst ist gar nichts dagegen einzuwenden, daß auch Deutschland! über frei flottierende Mitzwanziger unklarer Genese verfügt. Was Winona Rider kann, kann Jasmin Tabatabai schon lange, und übrigens singt sie in der Berliner Mädchenband „Even Cowgirls Get the Blues“, was zu allerhand Coolness berechtigt. Hier in Die Mediocren ist sie der Sprößling einer 68er-Familie – ein biographisches Element, das noch weiterer filmischer Exploration harrt, immerhin beziehen ja auch die derzeit herumlaufenden jungen deutschen Filmemacher allerhand Impulse aus dieser sprudelnden Quelle.

Die Mediocren sollen also so ein paar lose dahingeworfene Hanseln abgeben, Jost (Dani Levy), Robin (eben Tabatabai), Anna (Andreja Schneider) und ein gewisser Leo. Es kommt zu den erwartbaren Irrungen & Wirrungen, allerdings ohne daß die Stimmlage je den Coolness-Bereich verläßt: let's not get carried away!

Der Flurfunk auf der Berlinale, wo der Film vorgestellt wurde, lobte besonders die Stelle, als Dani Levy mit der aparten Robin im Bette liegt und sie fragt, warum sie lieber mit Leo schlafe oder so ähnlich. Darauf erwidert sie: Dein Schwanz ist zu kurz. Diese Art von Sexual-Lakonie gilt nun spätestens seit Der Bewegte Mann als der klasseste Liebesersatz seit es Schokolade gibt – aber muß es nicht doch eigentlich traurig stimmen? Ein gewisser Clou fällt dem Film zwar dadurch bei, daß Leo plötzlich als Ossi geoutet wird, aber trotzdem. Nicht ungefährlich, den Film schon freiwillig „mediocer“ zu nennen. mn

„Die Mediocren“, Regie: Matthias Glasner. Mit: Jürgen Vogel, Dani Levy, u.a.