Rätselraten um Serienmörder von Berlin

■ Die Justiz errichtet eine Mauer des Schweigens / Sieben Morde will ein 34jähriger Mann in den vergangenen zwölf Jahren begangen haben

Das Geständnis des mutmaßlichen Serienmörders von Berlin klingt wie eine Szene aus einem Horrorfilm: Sieben Morde will ein 34jähriger in den letzten zwölf Jahren begangen haben, die beiden letzten vor gut einer Woche. Nach dem grauenhaften Geständnis hüllte sich die Justiz gestern jedoch in Schweigen. Sollten die Aussagen des Täters wirklich stimmen, ist der 34jährige einer der Serienmörder mit den meisten Opfern in Deutschland.

Selbst in der Hauptstadt – mit rund 100 Tötungsdelikten pro Jahr und allein acht Fällen schon in diesem Monat – ist ein solcher Serienmord seit dem Zweiten Weltkrieg einzigartig. Laut Geständnis hatte der mutmaßliche Täter zuletzt zwei seiner Bekannten getötet: Eine 34jährige wurde erwürgt in ihrer brennenden Wohnung entdeckt, ein 52jähriger lag erschlagen in seiner Badewanne. Über die fünf anderen Fälle aus den Jahren 1983 und 1990 ist noch nichts bekannt.

Über den Mann selbst wollte Justizsprecher Thiel noch nichts sagen. Nach Zeitungsberichten ist er mehrfach wegen Vergewaltigung und Raub vorbestraft. Auch in einer Nervenklinik soll er bereits behandelt worden sein. Zuletzt habe er Gelegenheitsjobs angenommen. Gefaßt wurde der Mann durch einen Hinweis aus der Bevölkerung, nachdem die Feuerwehr die Leiche der 34jährigen entdeckt hatte.

Was geht im Kopf des mutmaßlichen Serienmörders vor? Die Motive sind schleierhaft: Die 34jährige Frau, eine gute Freundin seiner eigenen Freundin, soll er vergangene Woche Dienstag vergewaltigt und dann erwürgt haben, heißt es. Danach hat er offenbar ein Feuer gelegt, um die Spuren zu verwischen. Den 52jährigen Mann, angeblich der Vater seiner Freundin, soll er nach einem Streit mit einer Bierflasche erschlagen und in der Badewanne ertränkt haben.

Über seine fünf weiteren Morde aus den Jahren 1983 und 1990 herrscht noch Rätselraten: Die Polizei untersucht nun ungeklärte Morde, um sie mit den Aussagen zu vergleichen. Aber möglich ist auch, daß diese Fälle gar nicht als Morde bekannt wurden: Auch bei den beiden jüngsten Fällen war die Polizei erst von Unfällen ausgegangen; erst eine Obduktion hatte den Mordverdacht ergeben. Rochus Görgen/dpa