Bosnien-Spenden verdoppelt

■ Hilfsaktion für Mostar und Tuzla: Für jede gesammelte Mark gibt Bremen eine dazu

Bosnien steht vor dem dritten Kriegswinter – und nach wie vor hängt das Überleben der Bevölkerung von der Hilfsbereitschaft der übrigen Welt ab. Bereits im September beschloß die Bremische Bürgerschaft deshalb, eine Million Mark aus Haushaltsmitteln als komplementäre Spende bereitzustellen. Das heißt im Klartext: Für jede Spendenmark, die aus privater Tasche oder aus dem Firmensäckel auf die Bremer Konten der Hilfsorganisationen fließt, legt der Senat die gleiche Summe obendrauf. Solange, bis die staatliche Million sich verdoppelt hat. Die Spendenquittung ist garantiert.

Für diese gute Nachricht lud gestern Bürgerschaftspräsident Klink zur Pressekonferenz. Augen auf, riet er allerdings: Wer will, daß Bremische Spenden auch in die Region Tuzla-Lukavac fließen, die schon seit eineinhalb Jahren durch die parteienübergreifende Arbeit des Bremer Bosnien-Kommittees versorgt wird, muß das auf dem Überweisungsformular gesondert vermerken. Denn vor allem die Spendenkonten des Roten Kreuzes (Sparkasse Bremen, Konto 110 0007) und der Arbeiterwohlfahrt (Sparkasse Bremen, Konto 110 1112) sind ausschließlich für Mostar bestimmt. Dort nämlich waltet Hans Koschnick seit Jahresmitte als Aufbauhelfer der Europäischen Union. Nun ist er das Zugpferd für Bremer Spenden, die Koschnick-Connection brachte einen präzisen Anforderungskatalog: Ambulanzen, Kindergärten, Schulspeisungen stehen ganz oben auf seiner Prioritätenliste. Lediglich der Arbeiter-Samariter-Bund wird die Spenden wie bisher über Helfer vor Ort in Tuzla weiterleiten (Sparkasse Bremen, 118 6618).

Daß die Spenden der großen Wohlfahrtsorganisationen für Mostar bestimmt sind, solle jedoch nicht dazu führen, daß die anderen Gebiete aus dem Blickfeld rücken, betonte Klink gestern vor der Presse. Dazu verlas er einen Appell von Ralf Fücks, den dieser in seiner Funktion als Bürgermeister verfaßt hatte: „In Tuzla wird noch verteidigt, was in Mostar wieder aufgebaut wird“, heißt es darin. Die Situation in beiden Gebieten ist nämlich sehr unterschiedlich: Während die Bevölkerung Tuzlas noch ethnisch gemischt zusammenwohnt, und bisher gerade deshalb von Bremen unterstützt wurde, ist Mostar bereits in einen ethnisch getrennten Ost- und Westteil zerfallen.

Einen salomonischen Weg durch den Spendendschungel beschreitet das Hilfsprojekt „Schüler helfen Leben“ (Sparkasse Bremen, Konto 115 1141): Die Gruppe, die sich vor allem als Solidaritätsprojekt für Jugendliche begreift, will in Ost- und West-Mostar ebenso wie in Tuzla helfen. Schulbedarf wie Tafeln und Kreide werden bereits tonnenweise in die Gebiete geschickt. Aus den erwarteten Spendengeldern sollen Schulmöbel in Tuzla gefertigt werden. „Es fehlt überall“, erklärte Tobias Bulling von der Schüler-Hilfsorganisation. „Besonders bei der Gehörlosenschule und in Behinderteneinrichtungen.“

Eva Rhode