KOMMENTAR
: VEB Puff oder Selbstverwaltung?

■ Zur Debatte um ein »sozialverträgliches Prostitutionscenter« im zukünftigen Regierungsbezirk

Seit die Prostituierten in der Oranienburger Straße des Bezirks Mitte flanieren, wird darüber debattiert, ob sie dort in gefährlicher Nähe des zukünftigen Regierungsviertels bleiben dürfen. Nun bekommt die Diskussion eine anrüchige Schieflage. Ja, anrüchig, denn das, was ein Gutachter dem Bezirk als »sozialverträgliches Prostitutionscenter« verkaufen will, ist für den Staat und für die Doppelmoral der zukünftigen Kunden unter den Regierungsbeamten sozialverträglich, aber nicht für die Huren selbst. Indem nach diesem Vorschlag die Straßenprostitution und alle anderen Puffs verboten werden sollen, würden sie mit juristischer Gewalt in das Staatsbordell hineingenötigt und dort zu teuren Tagesmieten gezwungen werden, die dem Bezirk als Gewinn zugutekämen.

Ihre Kolleginnen vom Hamburger »Eros-Center«, das weiland ebenfalls unter »kommunaler Obhut« gebaut wurde, könnten ihnen ein Lied von solcher Zwangskasernierung vorbrüllen, die sich vom Mittelalter bis heute durchzieht und dem einzigen Zweck dient, den bigotten Herren Bürgern den Anblick ihrer Sünde zu ersparen. Insofern liegt auch der Kommentator des 'Tagesspiegel‘ in der Horizontale, der gestern die entsprechende Pressemitteilung der Abgeordneten Sibyll Klotz als »verpufften Skandal« geißelte und mit anzüglichen Worten die Vorteile eines solchen Rotlichtcenters beschrieb.

Meine Herren, es ist obszön, wie Sie gleich doppelt Profit aus den Frauenkörpern schlagen wollen: als Kunden und als Gewinneintreiber beim VEB Puff. Nicht Staatsverwaltung, sondern Selbstverwaltung, wie sie das Prostitutiertenprojekt »Hydra« schon vor rund einem Jahr vorschlug, wäre das Gebot der Stunde. Ute Scheub