Standbild: Total normal tote Hose

■ "Total normal", Do., 2.5., ARD, 21 Uhr

Eine Live-Sendung, bei der nichts schiefgehen konnte, denn alle Pannen waren eingebaut und inszeniert — aber auch das rettete den Youngster unter den Showmastern, Hape Kerkeling, bei seiner ersten abendfüllenden Show nicht vor dem Reinfall. Trotz großen Staraufgebots — Boy George, Nina Hagen, Thomas Gottschalk — und reichlich Aufwand schleppte sich der bunte Abend mit schnellsprechendem Pseudo- Tolpatsch Kerkeling mehr schlecht als recht dahin. Die Idee, einen total normalen Quizabend, den extremen Der Preis ist heiß-und Glücksrad- Schwachsinn zu parodieren, ließ sich zu Anfang gar nicht so schlecht an. Wie Kerkeling da seine schön bescheuerte Kandidatin in die jeweilis richtige Kameraposition zerrte und schubste, das reizte sogar noch beim fünften oder sechtsten Mal zum Lachen, ebenso wie der Tusch, mit dem alle zwei Minuten der Saal in „Mainz bleibt Mainz“-mäßige Ekstasen und allgemeines Winkewinke versetzt wurde — „Das gaanze Leben ist ein Quiz, und wir sind nur die Kandidaten.“

Allein: Nach dem zehnten Mal nervte es nur noch, die Parodie der Beknacktheit wurde selber beknackt. Das Strickmuster der Sendung — eine Panne zu simulieren und den Meister dann „spontan“ etwas Einstudiertes präsentieren zu lassen — wurde 90 Minuten lang stur durchgehalten und sorgte letztlich dafür, daß in dieser Parodie auf total normale Quiz-Langeweile letztlich weniger Überraschendes passierte als in einer x-beliebigen Aufzeichnung des TV-Sedativum Was bin ich?. Von einem unverbrauchten jungen Moderator wird erwartet, daß er jederzeit für spritzige Überraschungen gut ist — also packt man ihm die Sendung von vornherein so voll mit Unvorhergesehenem (bzw. dem, was man dafür hält), daß live nur ja nichts mehr wirklich Lebendiges dazwischenkommen kann.

Der beste Gag der Sendung hatte schon vorab in den Medien Furore gemacht: Hape Kerkeling war als Prinzessin Beatrice verkleidet in einer Mercedes-Karosse mit Stander vor dem Schloß Bellevue vorgefahren — wo Ehrenformation und Sicherheitspersonal warteten, um die holländische Königin zusammen mit Richard von Weizsäcker zum Mittagessen zu empfangen. Tatsächlich gelang es der falschen Königin, bis in das Haus vorzudringen und sich nach der Menufolge zu erkundigen — was tags darauf zu aufgeregten Presseberichten führte, die aus „aktuellem Anlaß“ die Frage nach Sicherheit und Personenschutz stellten. Da muß freilich die Gegenfrage erlaubt sein, was die Polizei denn hätte tun sollen — die Scharfschützen das Feuer auf die falsche Königin eröffnen lassen? Zwar besteht nach den allzu langen 90 Minuten kein Grund, Herrn Kerkeling hochleben zu lassen, aber so etwas hätte das doch ganz sympathische Bürschchen doch nicht verdient... Mathias Bröckers