Das Land der Gruben

In Namibia, das am 1.April 1990 offiziell unabhängig werden soll, haben drei Bergbauunternehmen das Sagen  ■ Mit NAMIBIAS WIRTSCHAFT auf Du und Du

Unbetrittene Nummer eins der namibischen Wirtschaft ist der Bergbau: Die Beschäftigten in dieser Branche bestreiten über ein Drittel der namibischen Produktion. Ihr Anteil an den Exporterlösen liegt bei 80 Prozent. Der Bergbau wiederum wird beherrscht von den großen drei der namibischen Wirtschaft: Die Consolidated Diamond Mines (CDM) ist eine hundertprozentige Tochter des südafrikanischen Konzerns De Beers, bei dem die Oppenheimer-Familie das Sagen hat. In der hundert Kilometer langen und drei Kilometer breiten Zone innerhalb des Sperrgebietes, in der Diamanten im Tagebau geschürft werden, arbeiten 5.600 Menschen, davon 4.000 Kontraktarbeiter, von denen viele aus dem 1.500 Kilometer entfernten Ovamboland kommen. Meist mit Acht-Monats -Verträgen ausgestattet, werden sie nach deren Ablauf in ihr Reservat zurücktransportiert. Häufig kehren sie ein paar Monate später, mit neuen Verträgen ausgestattet, für weitere acht Monate auf die Mine zurück, denn CDM schätzt „eingearbeitete Kräfte“.

Das zweitgrößte Unternehmen ist die Rössing-Uranmine mit 2.400 Beschäftigten. Tonangebend bei Rössing ist die britische Rio Tinto Zinc Corporation mit einem Anteil von mehr als 40 Prozent. Die Deutsche Urangesellschaft hält fünf Prozent.

Dritte im Bunde ist die ebenfalls britisch dominierte Tsumeb Corporation, die im Norden Namibias verschiedene Edelmetalle abbaut.

Weit abgeschlagen hinter dem Bergbau liegt die Landwirtschaft mit einem Anteil von etwa zehn Prozent am Bruttoinlandsprodukt. In die Produktionsstatistik gehen vor allem die Erzeugnisse der 6.000 weißen Farmen ein, die 5.000 EigentümerInnen gehören. Nördlich von Windhoek werden überwiegend Rinder gezüchtet, in den trockenen Regionen südlich der Hauptstadt Karakulschafe, deren frischgeborene Lämmer die gelockten Persianerpelze liefern. Fischfang und Tourismus steuern außerdem geringe Beiträge zum Bruttosozialprodukt bei, die verarbeitende Industrie ist völlig unterentwickelt.

Gaby Mayr