Der fleißige Querkopf

Eberhard Sinner gilt als willensstark. Jetzt wird er neuer bayerischer Gesundheitsminister

von BERND SIEGLER

„Noch schöner wäre es, wenn er eine Frau wär.“ Diesen innigen Wunsch des CSU-Fraktionsvorsitzenden im Bayerischen Landtag, Alois Glück, kann Eberhard Sinner nicht erfüllen. Der neue Minister für Gesundheit, Ernährung und Verbraucherschutz erhöht die minimale Frauenquote im Stoiberschen Kabinett zwar nicht, aber selbst die Opposition sieht in dem 56-jährigen Landtagsabgeordneten mehr als nur einen Notnagel.

Der evangelische Forstamtsdirektor a. D. aus dem Spessart gilt als bienenfleißig, so, wie er sich für eine bessere Vermarktung des Frankenweins aus dem Fenster hängt. Der zweifache Familienvater gilt auch in der CSU als Querdenker. So viele gibt es davon nicht und noch weniger wagen sich so weit vor, ihre von der Parteilinie abweichende Meinung in aller Öffentlichkeit zu vertreten. Und kaum einer von den Mutigen wird ins Kabinett berufen.

Sinner sei „manchmal auch unbequem“, meint Ministerpräsident Edmund Stoiber und erinnert sich an Sinners kritische Worte über die CSU-Landtagsfraktion. Der Unterfranke hatte seine Parlamentarierkollegen ermahnt, doch „kein Abnickgremium für unausgereifte Beschlüsse der Staatsregierung“ zu sein.

Schwamm drüber, meint Stoiber jetzt.

Wo das Stühlerücken im bayerischen Kabinett einem munteren Gesellschaftsspiel glich und zunehmend die dünne Personaldecke der bayerischen Staatspartei offenbarte, kam auch Stoiber an dem von allen Seiten als Umweltfachmann geschätzten Sinner nicht mehr vorbei.

So war es Sinner, dem schon im vorigen Dezember klar war, dass nur ein freiwilliger BSE-Test für alle Schlachtrinder unabhängig von ihrem Alter das Vertrauen des Verbrauchers wiederherstellen könnte. Kurz vor der Klausur in Wildbad Kreuth im Januar schoss dann Sinner mit seinem Papier „Netzwerk Agrarökologie“ volle Breitseiten gegen den kritisierten CSU-Landwirtschaftsminister Josef Miller ab. Sinner plädierte für eine komplette „Neuorientierung der Agrarpolitik“.

Nach dem Rücktritt von Barbara Stamm benannte ihn Stoiber als Umweltstaatssekretär und nach dem Rückzieher des designierten Verbraucherschutzministers Wolfgang Herrmann fällt Sinner noch eine weitere Stufe in der Karriereleiter nach oben. Dort angekommen, will er dem Gütesiegel „Qualität aus Bayern“ durch ein ausgeklügeltes Zertifizierungssystem neue Glaubwürdigkeit einhauchen und ein „Netz des Vertrauens zwischen Verbraucher und Erzeuger knüpfen“.