Beteiligungsprozess bringt Bürger gegen Bürger auf

PROTEST Recht-auf-Stadt-Aktivisten verhindern Diskussion um den Zukunftsplan Altona

„Uns geht es um eine Idee von Stadt, die hier nicht verhandelt wird“

RECHT-AUF-STADT-AKTIVIST

Mit so viel Applaus hatte wohl keiner gerechnet. Nachdem der Vorsitzende der Altonaer Bezirksversammlung, Frank Toussaint, im gut gefüllten Altonaer Rathaus am Dienstagabend sein Begrüßungswort gesprochen hatte, setzte ein ohrenbetäubendes Pfeif- und Klatschkonzert ein. Nach einer halben Stunde wurde die Veranstaltung, in der die von Bezirk, Bürgern und Experten erarbeiteten Ergebnisse des Zukunftsplans Altona präsentiert und diskutiert werden sollten, abgesagt.

Ein Transparent mit der Aufschrift „auf Räumung und Verfall folgt Besetzung und Krawall“ sollte der Forderung nach einem autonomen Stadtteilzentrum Ausdruck verleihen. „Uns geht es um eine Idee von Stadt, die hier nicht verhandelt wird“, sagte ein Aktivist. Beim Zukunftsplan handele es sich um eine Pseudo-Beteiligung, die nur dazu diene, die Proteste gegen die Stadtentwicklung von oben zu befrieden.

Die Reaktionen auf das Pfeifkonzert waren kontrovers. „Was ist das denn für ein Demokratieverständnis, dass ihr die Bürger nicht sprechen lasst“, kritisierte einer der Anwesenden. Bezirksamtsleiter Jürgen Warmke-Rose sieht in dem Vorfall gar ein Phänomen, über das man länger nachdenken müsse. „Ich will verstehen, was dahinter steckt, wenn ein langwieriger und für das Bezirksamt bisweilen unbequemer Beteiligungsprozess zu einer Bürgerbeteiligung einlädt und die dann selber von anderen Bürgern gestört wird“, sagte er.

Mit dem Zukunftsplan will der Bezirk mit externen Beratungsunternehmen unter Beteiligung der Bürger die nächsten 20 Jahre vorausdenken und ein Leitbild für Altona-Altstadt, Altona-Nord und die Sternschanze entwickeln. Bis Ende des Jahres will der Bezirk die Ergebnisse auf Machbarkeit prüfen. Ob und wie die Ergebnisse erneut präsentiert werden, ist unklar. LKA