Zur Abwechslung hinter Gittern

BRANDENBURG 17 Berufsanfänger beginnen ihre Ausbildung im Strafvollzug. Die Gewerkschaft fordert noch viel mehr Nachwuchs

Freiwillig hinter Gittern: Mit ihrer Ausbildung im Brandenburger Strafvollzug wagen 17 Berufsanfänger im September diesen Schritt. „Auf sie warten anspruchsvolle und abwechslungsreiche Aufgaben“, sagte Brandenburgs Justizminister Helmuth Markov (Linke) am Montag in Brandenburg an der Havel und warb für die Tätigkeit. Der Strafvollzug brauche den Nachwuchs. Das Durchschnittsalter der derzeit 614 Vollzugsbediensteten im Land liegt laut Ministerium bei 55 Jahren. In den fünf Haftanstalten des Landes sitzen aktuell etwa 1.440 Straftäter ein.

Der Bund der Strafvollzugsbediensteten beklagt Nachwuchsprobleme. „Wir brauchen gut drei Dutzend mehr Köpfe, die voll dienstfähig sind“, sagte der stellvertretende Landesvorsitzende Burghard Neumann der Nachrichtenagentur dpa. Viele Beschäftigte seien wegen gesundheitlicher Probleme nicht mehr für den Schichtdienst geeignet.

Nach jahrelangem Stillstand bildet Brandenburg seit 2010 wieder Nachwuchs für den Vollzug aus. 75 Menschen haben laut Ministerium seitdem die Lehrgänge absolviert. Maximal 20 Plätze stehen jährlich zur Verfügung – eine Größenordnung, die Justizminister Markov für ausreichend hält, um Nachwuchs für das altersbedingt ausscheidende Personal zu haben.

Die Gewerkschaft sieht das anders. „Nehmen wir unser neues Vollzugsgesetz ernst, das die Resozialisierung in den Mittelpunkt stellt, reicht es nicht“, so Neumann vom Bund der Strafvollzugsbediensteten. Um die Ausbildung attraktiver zu machen, sei zudem eine bessere Bezahlung nötig. Etwa 900 Euro netto verdienen Anwärter laut Gewerkschaft. Diese müssen mindestens 21 Jahre alt sein und über einen Realschulabschluss oder eine Berufsausbildung verfügen. Neben ihrer Gesundheit müssen Bewerber auch ihre charakterliche Eignung überprüfen lassen.

Laut Markov hatten sich in diesem Jahr rund 200 Interessierte für die Ausbildung im Vollzug beworben, an deren Ende eine Übernahme als Beamter möglich ist. Nur 19 Bewerber bestanden die Prüfung, zwei von ihnen seien kurzfristig abgesprungen. (dpa)