Rebellin Pauli krönt Ministerpräsidenten

Die CSU rückt zusammen und hinter Stoiber, die Wähler aber wollen 2008 einen neuen Landesvater

MÜNCHEN taz ■ Der derzeitige Ministerpräsident Bayerns wird der nächste sein: Edmund Stoiber. An dieser Gewissheit konnte auch der weihnachtliche Rabatz der Fürther Landrätin und Stoiber-Kritikerin Gabriele Pauli nichts ändern. Zwar sprechen die Ergebnisse der jüngsten Umfrage des Forsa-Instituts dafür, dass sich die Verhältnisse in Bayern in einem Jahr grundlegend ändern werden: 60 Prozent der befragten bayerischen Wähler sind gegen eine erneute Kandidatur Stoibers.

Doch dieselbe Umfrage bescheinigt der CSU auch 54 Prozent der Stimmen, wenn am kommenden Sonntag Landtagswahl wäre. Die Kampagne der Fürtherin hat in der CSU die Erkenntnis reifen lassen, dass es an der Zeit ist, einen Nachfolger zu suchen. Das Blöde ist nur: Es gibt keinen Kandidaten neben Stoiber. Kurz vor Weihnachten erst hatte Innenminister Günther Beckstein in der taz erklärt, der Ministerpräsidententraum sei für ihn „abgehakt“. Auch der amtierende Bundeslandwirtschaftsminister Horst Seehofer will dem Vernehmen nach nicht antreten.

Zu allem Überfluss hat sich nun auch noch der Vorsitzende der Landtagsfraktion, Joachim Herrmann, demonstrativ hinter Stoiber gestellt – und damit Spekulationen, er selbst könne Stoiber bald beerben, den Wind aus den Segeln genommen. In einem Brief klärte Herrmann seine Abgeordnetenkollegen auf, dass „es keine echte Alternative zur erfolgreichen Politik unseres Ministerpräsidenten“ gebe. Herrmann will daher, dass die Fraktion auf der Mitte Januar stattfindenden Klausurtagung „ein eindeutiges Votum“ für Stoiber als Spitzenkandidaten bei der nächsten Landtagswahl abgibt.

Der Herrmann'sche Brief wurde in der CSU mit Erleichterung aufgenommen. Endlich wieder Einigkeit nach so viel Zwist. „So schlecht wie kurz vor Weihnachten war die Stimmung schon lange nicht mehr“, verrät ein Mitglied der Basis. Das Fußvolk sei inzwischen zunehmend genervt vom Auftreten der Landrätin. Pauli fordert, dass die Mitglieder den nächsten Ministerpräsidenten mitbestimmen, aber die wollen gar nicht: „Was nützt eine Urabstimmung, wenn es nur einen Kandidaten gibt?“, frage man sich an den Stammtischen. Das CSU-Präsidium wird den Antrag wahrscheinlich am kommenden Montag vom Tisch fegen.

Kein Grund für Pauli, aufzugeben: „Das Thema ist Sache der ganzen Partei“, sagte sie der Süddeutschen Zeitung. Für den Fall einer Ablehnung werde sie die verschiedenen Mandatsträger bitten, „meinen Antrag auf Mitgliederbefragung beim kleinen Parteitag zu unterstützen“.

Der bayerischen Opposition bleibt bei so viel CSU-Sudel wie so oft nur die Trotzreaktion. Die grüne Fraktionschefin Margarete Bause etwa glaubt, die „Menschen in Bayern haben von Stoiber endgültig die Nase voll“. Und ihr SPD-Kollege, Franz Maget, sagte der taz, der Brief seines Kollegen Herrmann sei „eine Notoperation und Ausdruck großer Schwäche“. Mangels Alternativen werde Stoiber aber 2008 wohl wieder antreten, „und dann wird die Wahl spannender, als viele denken. Stoiber ist das Ende, Maget der Anfang.“

DOMINIK SCHOTTNER