Einblick (527)

Hannes Gruber, Künstler

■ Hannes Gruber (*1972 Österreich) lebt und arbeitet seit 1999 in Berlin. In den letzten drei Jahren kombiniert er das Ausstellen von Bildern mit Personen, die diesen Bildern beigefügt werden. Sie stehen meist abwesend oder abweisend in den Ausstellungen. Diese „Reenactments“ kultureller und psychischer Überbleibsel sind Installationen, die wie Filmstills funktionieren sollen, fast immer gibt es eine Filmmusik (Sound) dazu. Thematisch steht das Nichts zur Diskussion. Dieser Auseinandersetzung mit dem Bedürfnis, dieses Nichts über den Glauben oder die Wissenschaft zu überwinden, soll ein ästhetischer Manierismus entgegengehalten werden. Die fiktive „Sekte der Abkehr“ (cult of absence) spielt mit Religion, versucht sie zu kopieren und will am Schluss wieder beim Nichts ankommen.

taz: Welche Ausstellung in Berlin hat Sie/dich zuletzt an- oder auch aufgeregt? Und warum? Hannes Gruber: Die neue Galerie des Tausendsassa Jan-Philipp Sexauer ist immer einen Besuch wert, am 14. 6. eröffnet die Ausstellung „The Gift“ von Uros Djurovic, Künstler und Filmemacher mit serbisch-berlinerischen Wurzeln. Gute Kunst und immer ein tolles Fest. (Infos: www.sexauer.eu/) Welches Konzert oder welchen Klub können Sie/kannst du empfehlen? Archie Bronson Outfit am Donnerstag, den 12. 6. im Magnet soll sehr gut sein. Ein spannendes Programm hat Urban Spree, sonst bin ich eher ein Bargänger in Mitte. Die neu eröffnete Chelsea-Bar hat Potenzial. Welche Zeitung/welches Magazin und welches Buch begleitet Sie/dich durch den Alltag? Seit geraumer Zeit bin ich an „Die Verwandlung der Welt“ von Jürgen Osterhammel dran, über die Veränderungen der Welt im 19. Jahrhundert. Das Buch versucht einen Überblick zu geben, welche fundamentalen Veränderungen in dieser Zeit stattfanden und wie so etwas wie Globalisierung stark zunahm, mit allen Vor- und Nachteilen. Ich finde es spannend, wie sich Vorstellungen und Werte über den Globus verteilt haben, wie sie angenommen oder abgelehnt wurden, ob das europäische Esskultur war oder die Organisation der Landwirtschaft in China. Welcher Gegenstand/welches Ereignis des Alltags macht Ihnen/dir am meisten Freude? Ich bin ein großer Wetter-App- und Regenradar-Fan, weil bei Regen lasse ich mein Fahrrad stehen. Sonst ist mir mein Schwarztee morgens heilig.