In der Nische

HANDWERK Faire Waren wie Büroutensilien, Spielzeug und Schmuck kämpfen mit Vertriebsproblemen

Fair gehandelte Lebensmittel gibt es mittlerweile in fast jeder Kaufhalle. Ein Nischendasein führen dagegen fair gehandelte Produkte für Büro, Kinderzimmer und Schmuck. Das Problem: Diese Produkte sind deutlich schwerer aufzuspüren. Kunden, die sich nicht intensiv mit der Materie beschäftigen wollen, bleibt fast nur der Weltladen. Die meisten Produkte dort haben zwar kein Siegel, deren Anforderungen an faire Behandlung der Produzenten sei aber sogar viel höher, sagt Juliane Palm von El Puente, einem der großen Händler in Deutschland. „Wir arbeiten mit unseren Produzenten teilweise schon länger zusammen als es Fairtrade-Siegel gibt“, sagt sie. Statt externer Kontrolle, die das Siegel erfordert, setze El Puente auf maximale Transparenz. Alle Handelspartner werden detailliert im Web vorgestellt. El Puente und viele andere Handelshäuser, die auf Fairtrade aber nicht auf Siegel setzen, haben aber kaum andere Kunden als Weltläden.

Der Haken mit dem Label

Der normale Handel könne dem Kunden gegenüber den Mehrpreis ohne Siegel kaum rechtfertigen, sagt Oke Anyanwu, Geschäftsführer des Berliner Fairtrade-Zentrums und Zulieferer für Weltläden in ganz Nordostdeutschland. Da die Dorfgemeinschaften in Afrika, Südamerika und Südostasien, oft nur kleine Mengen Schmuck, Spielzeug und Papier herstellen würden, lohne die teure Zertifizierung nicht. Ohne Fairtrade-Label und große Stückzahlen bleibe ihnen der Weg in den regulären Handel meistens verwehrt, erklärt Anyanwu. „Wer Spielzeug oder Schmuck aus fairem Handel kaufen will, muss deshalb in den Weltladen gehen.“

Der dort erhältliche Schmuck besteht vor allem aus Naturrohstoffen. Es gibt Ringe und Halsketten aus Horn, Holz und Glas. Doch auch Edelmetalle und -steine werden verwendet. Bei den Spielzeugen ist das Angebot im Weltladen kleiner: Brettspiele wie Schach und Halma, Stoffpuppen und -tiere, Fuß-, Hand- und Volleybälle – dann nicht mehr viel. Büroartikel finden sich nicht – bis auf handgeschöpftes Papier.

Nur weil es bestimmte Produkte im Weltladen nicht gibt, heißt das aber nicht, dass ein ethisch motivierter Konsument nicht fündig werden kann. Unterstützung bietet die Website nachhaltig-einkaufen.de.

Auch die Stiftung Warentest versucht verstärkt die Produktionsbedingungen in seine ganz normalen Produkttests einfließen zu lassen. Das Stichwort hierfür lautet Corporate Social Responsibility (CSR). Eine Recherche bei Fußballherstellern brachte dabei sogar Erstaunliches zu Tage: Testsieger wurde „Adidas“. Konkurrent „Derbystar“ schnitt viel schlechter bei seinem sozialen Engagement ab – und das obwohl sein Ball das Fairtrade-Label trug. Mittlerweile wurde es dem Hersteller aberkannt. JÖRG ZEIPELT